Fünf Jahre für ein Bleiberecht

Lampedusa in Hamburg feiert Bestehen

Vor fünf Jahren schrieben sie Geschichte: Unter dem Namen „Lampedusa in Hamburg“ taten sich rund 300 Geflüchtete zusammen und forderten ein kollektives Bleiberecht aus humanitären Gründen. Wenn diese Gruppe am kommenden Samstag (30. Juni) ihr fünfjähriges Bestehen feiert, blickt sie zurück auf eine durchwachsene Zeit. Selten zuvor hatte das Schicksal von Geflüchteten in Norddeutschland so viele Menschen derartig aufgerüttelt.

Die 300 aus Libyen geflohenen Afrikaner trotzten den Spielregeln der EU-Flüchtlingspolitik und beharrten gegenüber dem Hamburger Senat auf einer kollektiven Regelung ihrer Zukunft. Mit ihrer Forderung nach einer Bleibeperspektive mit Arbeitsgenehmigung bissen sie bei der damals noch allein regierenden SPD unter Olaf Scholz auf Granit.

Die Sozialdemokraten nahmen die durch die Lampedusas auflebende Willkommenskultur zum Anlass, ihren unnachgiebigen Kurs in der Flüchtlingspolitik zu markieren. Gruppenlösung? Weit gefehlt: Die Flüchtlinge sollten eine Aufenthaltserlaubnis beantragen, über die in jedem Einzelfall das Bundesamt für Migration (Bamf) entscheiden sollte.

Lampedusa in Hamburg geriet nach und nach in Vergessenheit – bis Mitte April. Da wurde am Hamburger Jungfernstieg eine Mutter mit ihrem Kind niedergestochen. „Täter vom Jungfernstieg gehörte früher zur Lampedusa-Gruppe“, titelte das Hamburger Abendblatt. Und die Gruppe reagierte: „Wir verurteilen diesen brutalen Akt auf das Schärfste“, erklärte sie.

Die Gruppe war plötzlich wieder in der medialen Öffentlichkeit und wehrte sich gegen Anfeindungen: „Als eine politische Bewegung, die gegen alle Formen von Rassismus kämpft, stellen wir uns mit aller Kraft gegen diejenigen, die diesen unglücklichen und bedauerlichen Vorfall nutzen wollen, um die Gruppe zu verteufeln oder zu diskreditieren.“

Inzwischen ist wieder Ruhe eingekehrt, die Lage bleibt aber weiter prekär. Heute sind gut 100 überwiegend männliche Lampedusa-Geflüchtete bei den Hamburger Behörden registriert. Knapp die Hälfte von ihnen haben keine Aufenthaltserlaubnis bekommen, 37 bekamen Asyl gewährt.

Geblieben ist ein weißes Zelt. Gleich gegenüber dem Hamburger Hauptbahnhof soll es am Steindamm ein Anlaufpunkt für Neuankömmlinge sein, ein Ort der Vernetzung. Lena Kaiser