Manchmal zuckt es noch

In dieser Saison musste sich Olympia-Siegerin Kira Walkenhorst eine neue Partnerin suchen. Obwohl sie eine der besten Blockspielerinnen der Welt ist, überlässt sie ihrer neuen Kollegin Leonie Körtzinger das Netz

Von Christian Görtzen

Wenige Zentimeter mehr können im Beachvolleyball vieles verändern. Seit Saison 2013 war Kira Walkenhorst im Hamburger Erfolgsduo mit Laura Ludwig die Angreiferin und Blockerin der gegnerischen Schläge. Mit ihren 1,84 Meter hat sie gegenüber der 1,81 Meter großen Ludwig schließlich auch Vorteile, um das 2,24 Meter hohe Netz zu überwinden. Die gebürtige Essenerin Walkenhorst und die in Ost-Berlin geborene Ludwig ergänzten sich als Team so perfekt, dass sie 2016 Gold bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro und 2017 bei der WM in Wien gewannen.

In dieser Saison gibt es das Team Walkenhorst/Ludwig, Deutschlands Mannschaft der Jahre 2016 und 2017, nicht – aus einem schönen Anlass. Die 32 Jahre alte Ludwig erwartet in diesen Tagen ihr erstes Kind. Und da Walkenhorst nach Operationen an der Hüfte und der Schulter nicht der Sinn nach einem Sabbat-, sondern einem Aufbaujahr stand, war ein Umbruch im Team zwangsläufig.

Neue Rolle in der Defensive

Neue Partnerin an der Seite der 27 Jahre alten Olympia-Siegerin Walkenhorst ist die sechs Jahre jüngere Leonie Körtzinger, die ebenfalls für den HSV spielt. Da Körtzinger mit 1,89 Meter fünf Zentimeter größer als Walkenhorst ist, rückt Letztere im acht mal acht Meter großen Spielfeld von der vorderen auf die hintere Position. Das heißt: Sie übernimmt nun, anders als im Team mit Ludwig, überwiegend die Defensivarbeit. Damit wolle Cheftrainer Jürgen Wagner „neue Reize setzen und natürlich meine Spielfähigkeit verbessern“, sagt Walkenhorst.

Eine weitere Veränderung: Reiste sie an der Seite von Ludwig zu den großen Turnieren um die Welt, setzt sie mit Körtzinger vor allem auf die nationale Beachvolleyball-Serie. Ihr Debüt gaben die beiden Hamburgerinnen kürzlich in Münster. Das Duo kassierte zwei Pleiten – so war der erste Turniereinsatz nach zehnmonatiger verletzungsbedingter Abstinenz schnell beendet. Dennoch ist die erfolgsverwöhnte Walkenhorst zufrieden: „Die Hüfte ist komplett schmerzfrei. Die Schulter merke ich bei großer Belastung noch, aber das ist überhaupt kein Vergleich zum letzten Jahr. Es hat wirklich viel Spaß gemacht.“

Gleichwohl räumt sie aber auch ein, dass die neue Rolle in der Defensive „noch etwas ungewohnt“ sei. „Manchmal zuckte ich, um nach vorne ans Netz zu laufen. Aber das stelle ich auch noch ab.“ Beim Turnier in Düsseldorf am nächsten Wochenende werde „das hoffentlich kein Thema mehr sein“.

Walkenhorst gilt als eine der besten Blockspielerinnen der Welt, nun überlässt sie Nachwuchshoffnung Körtzinger das Netz. Die Psychologiestudentin aus Kiel soll langsam an die Weltspitze herangeführt werden. Körtzinger hat keine Bedenken, dass es mit zwei Blockspielerinnen in einem Team klappt. Walkenhorst sei total motiviert. „Das gibt mir das nötige Vertrauen“, sagt sie. Das Saisonziel der beiden Frauen ist eine Top-Platzierung bei der deutschen Meisterschaft in Timmendorfer Strand (30. August bis 2. September).

Für Walkenhorst wird es 2019 an der Seite von Laura Ludwig weitergehen. Körtzinger wird in jedem Fall viele wichtige Erfahrungen gewonnen haben.