WM-Vorbereitung des deutschen Teams: Schlechtes Wetter ist gut

Nach dem 1:2 gegen Österreich will Jogi Löw beruhigen: Hagel in der Vorbereitung hat die DFB-Elf schon einmal in ein Halbfinale gebracht.

Ein Mann, Manuel Neuer

Wieder die Nummer 1 im Tor: Manuel Neuer Foto: dpa

KLAGENFURT taz | Die Frist endet am heutigen Montag um 12 Uhr. Das Ergebnis wird jedoch untergehen, außerdem steht es schon fest: Der „Fan Club Nationalmannschaft“ bittet darum, den „Spieler des Österreich-Spiels“ zu wählen. Es soll einer sein, der dem Spiel „seinen Stempel aufgedrückt“ hat.

Das wird nach dem 1:2 der DFB-Auswahl in Österreich schwierig. Trainer Joachim Löw stanzte hinterher: „Das war wirklich schlecht.“ Und Abwehrspieler Joshua Kimmich pflichtete dem Bundestrainer bei: „Es war fast alles negativ.“ Die Einschränkung galt Manuel Neuer. Der wird die Wahl zum Spieler des Spiels gewinnen, und der wird auch auf der chronisch aufsehenerregenden Liste stehen, für die zeitgleich die Frist abläuft.

Neuer spielte den Ball ab und an zum Gegner, aber das passierte ihm auch schon, als er nur ein paar Tage zuvor sein letztes Spiel bestritten hatte, statt – wie nun – acht Monate. Ansonsten hielt Neuer, was ihm möglich war. In manchen Aktionen zeigte sich seine Klasse, wegen der Löw so lange auf ihn wartete. Nur schlechtes Benehmen beim Besuch der Bundeskanzlerin hätte vielleicht seinen Einsatz in Russland gefährden können.

Darüber ist aber am Sonntag nichts bekannt geworden. Doch auch Mesut Özil und İlkay Gündoğan können wohl sicher mit WM-Einsätzen rechnen, auch wenn ihre Ballkontakte mit Pfiffen begleitet wurden – Grund war ihr PR-Termin mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan jüngst.

Lange Mängelliste

Bis Montag um spätestens 12 Uhr muss der DFB seinen endgültigen Kader für die Weltmeisterschaft benennen. Die Kandidaten, die schon vor dem Spiel gegen Österreich auf der spekulierten Streichliste standen, blieben auf ihr. Nils Petersen, der mit 29 Jahren sein Debüt in der Nationalmannschaft feierte, Rudy, Mario Gomez und Julian Brandt blieben auf dem Platz schwach, Jonathan Tah, Marvin Plattenhardt und Matthias Ginter blieben auf der Bank. Aus diesem Kreis dürfte es drei Spieler treffen, dazu kommt einer der Torhüter Bernd Leno und Kevin Trapp.

„Es hat sich kein Feldspieler aufgedrängt“, sagte Löw, der in Klagenfurt teils harsche Kritik übte. Einige Konter in Überzahl, die Deutschland noch in der ersten Halbzeit nach dem Führungstreffer von Mesut Özil (11. Minute) vergab, ärgerten den Bundestrainer maßlos: „Wir sind in diesen Situationen noch nicht mal zum Abschluss gekommen und haben dadurch beim Umschalten auf die Defensive auch noch die Ordnung.“

Am Sonntag kam die Kanzlerin, doch für Özils und Gündoğans PR-Termin mit Erdoğan gab es Pfiffe

Die Mängelliste war erstaunlich lang für eine Mannschaft, die auch ohne den angeschlagenen Jérôme Boateng, den erst am Samstag ins Trainingslager angereisten Champions-League-Sieger Toni Kroos und die geschonten Mats Hummels sowie Thomas Müller deutlich besser hätte Fußball spielen sollen: fehlende Frische (obwohl er später behauptete, die Fehler hätten nichts mit der Physis zu tun), Konzentrationsmangel, schwaches Positionsspiel, schwaches Passspiel: „Wir hatten für unsere Verhältnisse extrem viele Ballverluste.“

Mit 100 Minuten Verspätung angepfiffen

Die Österreicher, bei denen acht Spieler aus der deutschen Bundesliga zum Einsatz kamen, witterten ihre Chance, gegen die müde Auswahl des DFB den ersten Sieg nach 32 Jahren zu feiern. Das gelang ihnen durch Treffer des Augsburgers Martin Hinteregger (53.) und des Schalkers Alessandro Schöpf (69.), und sie feierten ausgiebig. Auch die Reporter aus der Alpenrepublik gerieten ein bisschen aus dem Häuschen. Sie fragten Trainer Franco Foda, ob es eine besondere Genugtuung sei, als Deutscher gegen Deutschland zu gewinnen. Nein, sagte der gebürtige Mainzer, wichtiger als der Erfolg sei ihm die Leistung der Mannschaft gewesen: „Wir sollten jetzt nicht durchdrehen.“

Das wollte auch Joachim Löw vermeiden, der besorgten Reportern aus Deutschland sagte, dass sich niemand Sorgen machen müsse: „Wir werden in zwei Wochen deutlich weiter sein.“

Tagsüber herrschte bestes Badewetter am Wörthersee, aber eine halbe Stunde vor dem geplanten Anstoß verdeckten dunkle Wolken die Sonne. Heftige Regenfälle und Hagel gefährdeten das Spiel, das Joachim Löw aber mit aller Macht wollte. Mit 100 Minuten Verspätung wurde es angepfiffen.

Löw erinnerte daran, dass auch vor der EM 2016 ein Unwetter den vorletzten Test gestört hatte – Deutschland da in Augsburg mit 1:3 gegen die Slowakei; bei der EM reichte es trotzdem für das Halbfinale. So will Löw die Fußballnation beruhigen.

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