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Michael Pöppl
Weinprobe
: Ein Freund für jede Gelegenheit

Schräg gegenüber der „Rostlaube“, wo auch schon vor 30 Jahren die geisteswissenschaftlichen Fakultäten der FU untergebracht waren, steht eine kleine Stadtvilla, grüne Sträucher und Blüten zeugen vom beginnenden Frühling. Im Untergeschoss befindet sich die Weinhandlung Hardy. Seit 1993 ist das Geschäft der Familie Schreiber in dem Haus. Heute führt Philipp Schreiber das Geschäft, das er von seinem inzwischen pensionierten Vater übernommen hat. Eberhard Schreiber, genannt Hardy, hatte 1961 seine erste Weinstube in Charlottenburg aufgemacht. Das „Hardy an der Oper“ war ein ebenso beliebter Treffpunkt für die Westberliner wie später „Hardy’s Gute Stube“ in Schmargendorf. Zur heutigen Weinhandlung gehört auch das berühmte „Raritätenkabinett“, in dem Schreibers Flaschen aus über hundert Jahrgängen lagern. Bis heute sind diese Jahrgangsweine beliebte Geschenke zu runden Geburtstagen.

Philipp Schreiber war von Jugend auf in das Geschäft involviert, nach seinem Wirtschaftsdiplom arbeitete er auf einem kleinen Weingut in Frankreich. Er wollte das Weinmachen von der Pieke auf lernen, bevor er 1993 die Dahlemer Weinhandlung übernahm. Die Liebe zu Frankreich ist immer noch intensiv, rund 80 Prozent des Sortiments kommen aus der Grande Nation und aus Deutschland. Philipp Schreiber kennt fast alle seine Winzer persönlich, auf seinen Reisen oder auf Weinmessen findet er immer wieder neue faszinierende Weine. „Viele Weingüter, mit denen wir früher zu tun hatten, habe ich jetzt wiederentdeckt“, sagt er. „Oft führen die Töchter oder Söhne den Betrieb und machen ganz fantastische Sachen.“ Zurzeit entdecke er auch immer mehr spannende Weine aus dem Jura: „Man probiert und denkt: Wow, wie toll ist der denn?“

Für die taz-LeserInnen empfiehlt Philipp Schreiber zwei passende Tropfen zur aktuellen Spargelsaison, „die aber nicht dem Klischee Spargelwein entsprechen“. Da ist erst einmal der Silvaner vom Winzer Christan Stahl aus Tauberfranken, der mit seiner überraschenden Reihe „Damaszener Stahl“ schon lange die Fachwelt begeistert. Unkonventionell, frech und mit einer klaren Fruchtnote von Zitrus und Apfel kommt sein „Springinsfeld“ daher, der neue Jahrgang (0,7 l für 11 Euro) ist etwas kantiger als der fast ausverkaufte Vorgänger. „Man kann den 2017er sofort genießen, im Lauf der kommenden Monate ist dieser Wein aber durchaus noch für eine Überraschung gut“, sagt Schreiber. Etwas zurückhaltender gibt sich der „L’ Instant Rosé“ vom Weingut Château Barbanau, das über dem berühmten Küstenort Cassis liegt. Sophie und Didier Simionini-Cerciello, die Enkel des Weingutgründers, erzeugen an der Côte de Provence hervorragende Weine nach biodynamischem Prinzip. Meerklima und Höhenluft verleihen dem 2017er Cuvée aus Cinsault-, Syrah- und Grenachetrauben (0,7 l für 11 Euro) eine besondere Note: Kräuterig-blumiger Duft der Provence, ein gelungenes Spiel aus Fruchtnoten von Grapefruit und Pfirsichen, dazu aber ein überraschendes „Pfefferl“. Ein Freund für jede Gelegenheit, der sicher auch nach der Spargelsaison noch schmeckt.

Weinhandlung Hardy mit Raritäten Cabinet, Thielallee 29, Dahlem, Tel. 8 31 25 98, Mo.–Fr. 10–19, Sa. 10–16 Uhr, www.hardy-weine.de