G20-Fahndung, die zweite

Polizei zeigt wieder Verdächtige im Netz

Von Katharina Schipkowski

Bereits am Donnerstag sprach die Hamburger Polizei von ersten Erfolgen: Acht von 101 öffentlich gesuchten Personen habe sie schon identifizieren können. Am Mittwoch hatte sie die zweite Runde der bundesweiten Öffentlichkeitsfahndung nach mutmaßlichen Straftäter*innen im Zusammenhang mit dem Protest gegen den G20-Gipfel gestartet. Die Personen seien „dringend tatverdächtig“, während der Proteste Steine oder Flaschen geworfen, Feuer gelegt oder Plünderungen begangen zu haben, sagte Polizeisprecher Timo Zill den Medienvertreter*innen. Auch eine europaweite Öffentlichkeitsfahndung sei geplant.

Die erste Öffentlichkeitsfahndung im Dezember sei sehr erfolgreich gewesen – man habe 35 mutmaßliche Täter*innen identifizieren können. Im Vergleich zu anderen Fahndungen sei das viel. Bisher sind aber nur zwei Anklagen daraus erfolgt, einen Strafbefehl stellte die Staatsanwaltschaft. Zill bat die Medien auch dieses Mal wieder um ihre Mithilfe: Fahndungsbilder zu verbreiten, ist ausdrücklich erwünscht.

Dieses Mal aber weniger Medien der Bitte nach. Denn: Das Abdrucken der Bilder von Verdächtigen ist umstritten. Einerseits sind wahrscheinlich auch dieses Mal wieder Minderjährige unter den Gesuchten, deren Rechte besonders zu schützen sind. Andererseits ist fraglich, ob die Taten im Verhältnis zur Stigmatisierung stehen, der die Personen ausgesetzt sind, wenn sie bundesweit als Straftäter gebrandmarkt werden, die sie ja gar nicht sind, solange kein Gericht sie verurteilt hat. Hamburgs Datenschutzbeauftragter Johannes Caspar sprach in der taz von einem „eingriffsintensiven Instrument“: Die Öffentlichkeitsfahndung im Internetzeitalter sei heikel, weil die Polizei am Ende keine Kontrolle mehr habe, was mit den Bildern passiere.