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: Eine Übung in Bescheidenheit

Trotz lockerem Sieg beim ersten Playoff gegen Oldenburg will man bei Alba nicht vom Titel sprechen

„Bei uns ist viel auf Entwicklung gebaut“

Alba-Manager Marco Baldi

Von Nicolas Sowa

Es läuft derzeit bei den Basketballern von Alba Berlin. Nach dem starken zweiten Tabellenplatz in der Punkterunde zeigten die Berliner auch beim Playoff-Viertelfinalauftakt am Samstag gegen Oldenburg, wozu das Team in der Lage ist. Den Niedersachsen wurde beim 114:88-Erfolg von Beginn an keine Chance gelassen.

„Ich bin sehr glücklich. Wir haben von Beginn an mit hoher Energie und Konzentration agiert“, freute sich dann auch Alba-Trainer Aito Garcia Reneses. Mit einer gewissen Unbekümmertheit ging das jüngste Team aller Viertelfinalisten zu Werke. Von Anspannung oder Druck war nichts zu spüren.

Aber gerade vor diesem Druck hatte Manager Marco Baldi vor der Partie noch gewarnt. „Wir wussten vorher ja nicht, wie wir als Team auf die Playoffs reagieren werden“, gestand dann auch Kapitän Niels Giffey. Denn die Berliner haben im Gegensatz zu den sehr routinierten Oldenburgern eigentlich kaum Playoff-Erfahrung. Das spielte gegen den Vizemeister der Vorsaison aber scheinbar gar keine Rolle.

Denn Alba spielte so souverän, dass es sich die Berliner zum Ende der Partie noch erlauben konnten, einigen Nachwuchskräften Einsatzzeit zu gönnen. So durften die Eigengewächse Jonas Mattisseck (18) und Franz Wagner (16) noch Playoff-Luft schnuppern. Das freute besonders den Manager. Denn das entspricht dem Alba-Konzept. „Bei uns ist viel auf Entwicklung gebaut, und wir werden das nicht kurzfristig für ein Ergebnis ändern“, so Baldi. Insgesamt sechs gebürtige Berliner stehen im Kader. Das Nachwuchskonzept der letzten Jahre scheint langsam erste Früchte zu tragen. Deshalb kann sich der Manager auch einen Seitenhieb auf die deutlich finanzkräftigere Konkurrenz aus Bamberg und von Bayern München nicht verkneifen. Denn die investieren weit weniger in den Nachwuchs. „Bei denen ist alles nur auf Ergebnis gebaut“, meint er.

Deshalb ist man unabhängig von der Platzierung eigentlich schon jetzt mit der Saison zufrieden. „Wenn mir einer vorher gesagt hätte, wir gehen als Zweiter in die Playoffs, hätte ich das schwer glauben können“, gestand Baldi. Den Berliner Machern ist es gelungen, ein gut harmonierendes Team zu formen, das als Mannschaft funktioniert, aber auch individuelle Qualitäten hat. So wurde der US-Amerikaner Luke Sikma (28) zum wertvollsten Spieler der Liga gewählt. Neben ihm wurde auch Spielmacher Peyton Siva (27) in das Ligateam gewählt. Zudem wurde noch Alba-Coach Aito als bester Trainer ausgezeichnet.

Jede Menge Auszeichnungen also. Und doch gibt man sich relativ bescheiden. Von der Meisterschaft spricht momentan noch niemand. „An unserem Saisonziel hat sich nichts geändert, wir wollen ins Halbfinale“, erklärte Baldi. Vielleicht stecken den Berliner noch die beiden letzten Jahre im Hinterkopf, als man beide Male sang- und klanglos im Viertelfinale frühzeitig ausschied. „Eine kleine Schwächeperiode kann schon reichen, dann ist die Saison vorbei“, warnt Baldi. Der Manager mahnt schon fast gebetsmühlenartig höchste Konzentration und Intensität in jedem Spiel an. Und die Mannschaft scheint das verstanden zu haben.

Denn nach dem souveränen Auftritt vom Samstagabend könnte die Alba-Reise in dieser Saison noch sehr weit gehen. Denn dieses Team hat das Zeug zum Titel. „Wir können alle schlagen“, ist sich Giffey auch sicher.

Bis zur möglichen Meisterschaft ist es allerdings noch ein weiter Weg. Schon am Dienstag steht für die Berliner in der Best-of-five-Serie die zweite Partie in Oldenburg an. Mit einem weiteren Sieg könnte man einen großen Schritt Richtung Halbfinale machen. Aber „dieses Spiel wird einen ganz anderen Charakter haben“, ist sich der Alba-Trainer sicher. Die Niedersachsen stehen dann schon fast mit dem Rücken zur Wand und werden alles in die Waagschale werfen. „Die Fans werden ordentlich Stimmung machen. Ich erwarte deshalb einen richtigen Kampf“, glaubt auch Alba-Spieler Joshiko Saibou.