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: Cambridge Analytica macht einfach als Emerdata weiter

Die britische Firma, die unerlaubterweise Millionen Facebook-Daten auswertete, meldet Insolvenz an. Deren Führungsriege um Alexander Nix hat aber längst Vorsorge getroffen

Das Neue

ist schnell berichtet: Die Skandalfirma Cambridge Analytica und ihre Muttergesellschaft SCL Elections beantragen Insolvenz. Mit sofortiger Wirkung soll auch der Geschäftsbetrieb eingestellt werden. Cambridge Analytica steht im Verdacht, die Daten von 87 Millionen Facebook-Nutzern illegal ausgewertet zu haben.

Kontext

Die Firma klagt, die negative Berichterstattung im Zusammenhang mit der Facebook-Geschichte habe nahezu alle Kunden und Geschäftspartner vertrieben. Cambridge Analytica indes war darin nicht zum ersten Mal Adressatin kritischer Fragen. Die Rolle der Firma im US-Wahlkampf war bereits zuvor Gegenstand öffentlicher Empörung. Zudem sich der inzwischen suspendierte Chef der Firma, Alexander Nix, in einem Interview gebrüstet hatte, mit seinen Datentools Donald Trump zum Sieg verholfen zu haben.

Die Muttergesellschaft SLC Elections wiederum tauchte im April in den Recherchen von Süddeutscher Zeitung und Zeit zum Mord an der maltesischen Journalistin Daphne Caruana Galizia auf. SLC spielte demnach eine Rolle bei der politischen Einflussnahme auf Wahlen in Karibikstaaten. Und selbst im Korruptionsgeflecht um die maltesische Regierung werden Verbindungen zu SLC nachgezeichnet.

Konsequenzen

sind dennoch nicht in relevanter Dimension zu erwarten. Denn die relevanten Personen rund um Cambridge Analytica haben schon längst Vorsorge getroffen und ein neues Unternehmen aufgesetzt. Am 11. August 2017 wurde in London eine Firma mit dem Namen Emerdata gegründet. Ihr Geschäftszweck ist laut britischem Firmenregister „Data processing, hosting and related activities“, also im Kern die Geschäftsfelder von Cambridge Analytica. Am 13. Februar 2018 dann wurde Alexander Nix zum Direktor von Emerdata ernannt. Emerdata, die Interpretation liegt nahe, soll Cambridge Analytica schlicht ersetzen. Nach der Demission bei Cambridge Analytica wurde Nix allerdings auch aus der Führung der neuen Firma abgezogen.

Die Kontinuität endet aber nicht bei Nix. Am 16. März wurden Rebekah und Jennifer Mercer als Direktorinnen ins Firmenverzeichnis von Emerdata eingetragen. Der Vater der beiden, der reaktionäre Hedgefonds-Milliardär Robert Mercer, war schon Hauptinvestor bei Cambridge Analytica. Robert Mercer, US-Recherchen zufolge auch Rebekah Mercer, haben im US-Präsidentschaftswahlkampf nicht nur Donald Trump unterstützt. Auch das ultrarechte Nachrichtenportal Breitbart News sowie sein früherer Herausgeber und zwischenzeitlicher Trump-Stratege im Weißen Haus, Steve Bannon, haben lange die Unterstützung aus dem Hause Mercer genossen. Als Direktor firmiert bei Emerdata noch Johnson Chun Shun Ko. Gleichzeitig ist jener auch Vizechef der Firma Frontier Services Group, gelistet auf den Bermudas. Chef von Frontier ist der Trump-Unterstützer Erik Price, einst Gründer des privaten Militärunternehmens Blackwater. Emerdata steht damit in politischer, professioneller und persönlicher Hinsicht in der Tradition von Cambridge Analytica. Barbara Junge