Blutiges Geschäft

Der Mensch isst. Gerne auch Fleisch. Dennoch haben es die Metzger in der gerade vor wenigen Tagen vorgelegten Liste der angesehensten Berufe 2012 wieder mal nicht in die Top Ten geschafft. Klebt vielleicht doch zu viel Blut an diesem Beruf. Und ganz aus mit dem Respekt ist es beim Handwerk des Henkers. Der haust seit je ganz unten im Keller der gesellschaftlichen Anerkennung. Karl Huß zum Beispiel. Musste das Gymnasium verlassen, weil sein Vater ebendiesem „unehrlichen“ Beruf nachging. Was für Karl bedeutete, dass ihm als einzige berufliche Möglichkeit nur blieb, gleichfalls Henker zu werden. So war das Ende des 18. Jahrhunderts. Aber Karl Huß, der Henker der böhmischen Stadt Eger, wehrte sich auch gegen diese gesellschaftliche Ausgrenzung, widmete sich neben seinem Blutgeschäft erfolgreich der Heilkunst, schrieb gegen den Aberglauben an und durfte immer wieder Goethe in seinem Haus beherbergen. Eine Aufsteigergeschichte, der sich Hazel Rosenstrauch in einer biografischen Annäherung widmet: „Karl Huß, der empfindsame Henker“, gerade bei Matthes & Seitz erschienen. Heute Abend liest Rosenstrauch in der Galerie oqbo aus ihrem Buch. TM

■ „Karl Huß, der empfindsame Henker“: Galerie oqbo, Brunnenstraße 63. Mittwoch, 20 Uhr