heute in bremen
: „Von der Frau als Ware ist keine Rede“

Foto: privat

Thea Kleinert, 51, ist Sozialpädagogin und eine Sprecherin des Bündnisses gegen Bordelle.

taz: Frau Kleinert, was spricht gegen das geplante Bordell an der Duckwitzstraße?

Thea Kleinert: Es steht symbolisch für den Umgang mit Prostitution in Deutschland. Es ist ein gewerbliches Projekt und fertig. Von den Arbeitsbedingungen und den Regeln, denen die Frauen dort ausgesetzt sind, ist keine Rede, von der Frau als Ware auch nicht. Mit der Baugenehmigung werden sexueller Ausbeutung und Menschenhandel die Tür geöffnet.

Was kann das Land Bremen dagegen tun?

Bremen bräuchte Instrumente, um gegen Zuhälterei vorgehen zu können. Da ist der Gesetzgeber gefragt. Es müssen umfangreichere Angebote für die Ausstiegsberatung und -begleitung her.

Und was ist mit den ausländischen Prostituierten?

Es sollte die Verabredung geben, dass die aus der Prostitution Ausgestiegenen generell einen Anspruch auf Grundsicherung haben und ein Bleiberecht behalten, wenn sie aus anderen Ländern kommen. Auch eine gesundheitliche Versorgung müsste gewährleistet werden, wenn eine Krankenversicherung nicht möglich ist. Meines Wissens würde sich die Bremer Polizei über mehr Personal zur Bekämpfung von Menschenhandel und Zwangsprostitution freuen. Auch eine Schwerpunkt-Staatsanwaltschaft wäre sinnvoll.

Sie sind Befürworter des „nordischen Modells“ – was beinhaltet das?

Die Entkriminalisierung der Prostituierten sowie individuelle Unterstützungs- und Ausstiegs­angebote, Kriminalisierung der Freier und Zuhälter, Verbot von Bordellbetrieb. Aber auch antisexistische Erziehung, öffentliche Aufklärungskampagnen, ein erweitertes Aufenthaltsrecht für Opfer von Menschenhandel und objektive Kriterien bei Gerichtsverfahren, damit das Opfer für eine Verurteilung nicht aussagen muss.

Info-Aktion der AnwohnerInneninitiative „Grolland wehrt sich“ und des „Bündnisses gegen Bordelle“: Samstag, 11 Uhr, an der Bürgerschaft

Drängt ein Verbot der Prostitution die betroffenen Frauen nicht noch mehr ins Abseits?

Bei der Behauptung, die Prostitution wandere in den Untergrund, handelt es sich um einen Mythos. Weder hat die Polizei Mühe, die Freier zu finden, noch hat die Sozialarbeit Probleme, die prostituierten Frauen zu finden. Das nordische Modell verbietet ausschließlich die Inanspruchnahme der Prostitution.