Bürgerkrieg in Syrien: Israel und Iran auf Konfrontationskurs

Die israelische Regierung will verhindern, dass der Iran seine Militärpräsenz in Syrien ausbaut. Das belastet das Verhältnis zu Russland.

Ein Junge, der mit seiner Familie aus der Ost-Ghouta geflüchtet ist, in einer provisorischen Unterkunft

Ein Junge, der mit seiner Familie aus der Region Ost-Ghouta geflüchtet ist, in einer Unterkunft Foto: ap

JERUSALEM taz | Israels Regierungschef stellt sich bedingungslos hinter den Vergeltungsangriff der USA, Frankreichs und Großbritanniens auf syrische Ziele. Die Entscheidung, „gegen den Einsatz von Chemiewaffen vorzugehen“, treffe auf seine volle Zustimmung, erklärte Benjamin Netanjahu zu Beginn der Woche und betonte im gleichen Atemzug, dass das „Hauptelement, das den Nahen Osten mehr als jedes andere untergräbt“, der Iran sei. Präsident Baschar al-Assad müsse die Gefahr „für Syrien und die gesamte Region erkennen“ und eine militärische Präsenz „des Iran und seiner Handlager“ unterbinden.

„Koste es, was es wolle“, kündigte Israels Verteidigungsminister Avigdor Lieberman jüngst an, Israel werde iranische Militärstützpunkte in Syrien verhindern. Der aktuelle Konfrontationskurs der beiden Staaten könnte sich indes als hinderlich für dieses Ziel erweisen, denn Netanjahu setzt auch auf diplomatische Anstrengungen und die Hilfe Moskaus.

Der russische Präsident Präsident Wladimir Putin hätte die Macht, die Iraner nach getaner Arbeit wieder nach Hause zu schicken, sobald sich eine Ende der Gefechte abzeichnet. Nur hat Jerusalem umgekehrt aktuell wenig zu bieten. Im Gegenteil: Angesichts der sich verschärfenden Fronten zwischen Washington und Moskau schlägt sich Israel auf die Seite der USA.

Die iranischen Handlanger bedrohen Israel aus dem Libanon, wo die schiitische Hisbollah-Miliz aufrüstet für den nächsten Krieg gegen den „kleinen Teufel“ – die Zionisten. Über viele Jahre finanzierte Teheran auch die radikal-islamistische Führung der Hamas im Gazastreifen, bis der Bürgerkrieg in Syrien die Palästinenser vorerst auf Abstand zu Präsident al-Assad und damit automatisch zum Iran gehen ließ. Eine dritte Front zum Iran in Syrien könnte sich auf kurz oder lang als die gefährlichste erweisen. Einen Vorgeschmack bekam die Luftwaffe erst vor wenigen Wochen, als eine einzige iranische Drohne von Syrien aus in Richtung Tel Aviv flog und einen Schlagabtausch mit Syriens Armee auslöste, der schließlich den Abschuss eines israelischen Kampfjets nach sich zog.

Drohungen aus Teheran

Der israelische Luftangriff auf den syrischen Militärflughafen T-4, der „eine der Schlüsselpositionen der iranischen Revolutionsgarden“ sei, wie die Tageszeitung Haaretz berichtete, galt zentral den iranischen Drohnen, obschon auch syrische und russische Luftwaffenaufgebote dort stationiert seien. Erst am Montag kam erneut die Drohung aus Teheran, auf den israelischen Angriff „zu gegebener Zeit“ zu reagieren. „Israels Verbrechen wird nicht unbeantwortet bleiben“, kündigte der frühere iranische Außenminister Ali Akbar Welajati schon vergangene Woche in einem Fernsehinterview an. Israel und der Iran gehen auf offene Konfrontation in Syrien.

Auch das russische Verteidigungsministerium reagierte mit ungewöhnlichem Unmut auf den Angriff der israelischen Kampfjets, der 14 Menschen das Leben kostete, die Hälfte davon Angehörige der iranischen Truppen. Bei den bisher mehreren Dutzend Angriffen, die die Luftwaffe zumeist auf Waffentransporte flog, ließen die Russen die Israelis gewähren. Die Annahme in Jerusalem war, dass man in Moskau zumindest Verständnis für die israelischen Sicherheitsanliegen aufbringe.

In Militärkreisen besteht jedoch die Sorge, dass es fortan veränderte Regeln für den Kriegsschauplatz Syrien geben wird. Der Vergeltungsschlag der USA, Frankreichs und Großbritanniens auf syrische Ziele kommt erschwerend dazu. „Wir können davon ausgehen“, so schreibt Zvi Bar´el in der Haaretz, dass Russland „Israel bei Angriffen auf iranische Ziele im syrischen Luftraum“ künftig Schranken aufstellen werde. Der Militäranalyst vermutet, dass „Russland keine Eile zu militärischer Vergeltung hat“. Denkbar sei aber, dass Moskau „den Verbündeten des Hauptaggressors (Assad, d.Red.) bestraft“.

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