„Das Interesse der Bevölkerung war riesig“

Treptow-Köpenick: Der Spreepark-Umbau wird Jahre dauern, sagt Bezirksstadtrat Rainer Hölmer

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Rainer Hölmer57, Politikwissenschaftler und SPD-­Politiker. Seit 2006 Bezirksstadtrat in Treptow-Köpenick, Leiter der Abteilung Bauen, Stadtentwicklung und öffentliche Ordnung. Wohnt in Adlershof.

Interview Marina Mai

taz: Herr Hölmer, Ihr Bezirk hat wesentlich darauf hingearbeitet, dass der verwaiste und hoch verschuldete Spreepark 2014 wieder in die Hände des Landes Berlin zurückgegeben wird. Sind Sie zufrieden mit der jetzigen Situation?

Rainer Hölmer: Ja. Mit der landeseigenen Grün Berlin GmbH können wir mit einem verlässlichen und engagierten Partner zusammenarbeiten. Sie wird behutsamer mit der sensiblen Natur umgehen als es der ehemalige Betreiber getan hat und als es die Landesplanung zunächst auch nach dessen Ära vorsah.

Aber das Areal ist doch noch verwaist. Da ist auch vier Jahre nach dem Rückkauf wenig passiert.

Es ist eine ganze Menge passiert. Uns als Bezirk war wichtig, dass die Entscheidung über die Zukunft des Spreeparks, der viele Berliner elektrisiert, nicht am grünen Tisch gefällt wird. Wir wollten eine rege Bürgerbeteiligung. Das Interesse der Bevölkerung war riesig. Es gab drei Dialogforen, beim ersten, 2016, haben sich 1.200 Menschen eingebracht – unentgeltlich und in ihrer Freizeit. Dazu kamen kleinere Fachforen. So eine Bürgerbeteiligung ist natürlich ein Zeitfresser. Die ganzen Vorschläge müssen ja ausgewertet und geprüft werden. Aber das ist es wert.

Wann wird der erste Stein verbaut?

Das dauert. Grün Berlin wird dieses Jahr so eine Art Masterplan dafür vorlegen, was dort einmal entstehen soll. Der ist die Grundlage für ein Bebauungsplanverfahren durch unseren Bezirk. Das dauert noch mal rund zwei Jahre. Vorher darf nicht gebaut werden. So ist die gesetzliche Regelung.

Aber am Eierhäuschen, einem historisches Ausflugslokal am Rande des Spreeparks, wird doch bereits gebaut.

Das ist die Ausnahme. Es war von Zerfall bedroht und wird denkmalgerecht saniert. In etwa zwei Jahren könnte alles fertig sein. Nach derzeitigen Vorstellungen könnte sich im Erdgeschoss eine gehobene Gastronomie etablieren. Im Außenbereich könnte die typische Ausflugsgastronomie entstehen. Und im Obergeschoss sollen auswärtige Künstler und Künstlerinnen temporäre Arbeitsmöglichkeiten haben, sich dabei auch in den Spreepark einbringen.

Eines der Konfliktfelder besteht darin, dass Ökoverbände und Anwohner wenige Besucherströme in einem der letzten innerstädtischen Wälder fordern, für das Land Berlin sich der Park aber rechnen muss. Wie gehen Sie mit dem Widerspruch um?

Teile der Anwohner wollen einfach nur Ruhe haben, andere sorgen sich um den Erhalt der Natur. Im Spreepark haben wir naturbelassene Teile nahe der Spree. Die sollen auch naturbelassen bleiben. Wir haben aber auch versiegelte Flächen aus der Rummelplatzzeit, und dort kann man kleine Kultur- und Kunstangebote machen: Lesungen, kleine Theatervorstellungen, Workshops für Schulen, aber auch ein oder zwei große Konzerte im Jahr. Es ist zu prüfen, ob man die Versiegelung nicht vielleicht auch naturnah aufbrechen kann, zum Beispiel durch Stege.

Ich denke, dass der Spreepark dem Land Berlin kein Geld einbringen wird, er müsste aber per­spektivisch eine schwarze Null schreiben. Gleichzeitig soll es trotz ­Erhebung von Eintrittsgeldern keine Bevölkerungsteile geben, die sich die dortigen Angebote nicht leisten können. Das ist mir politisch wichtig.

Anwohnerinitiativen, der grüne Wahlkreisabgeordnete Harald Moritz und Naturschutzverbände kritisieren die Pläne, den Dammweg als Zufahrt zum Spreepark durch den Wald zu verbreitern. Dadurch müssen unnötigerweise Bäume in einem innerstädtischen und noch dazu sehr kleinen Wald fallen, so die Argumente. Warum planen Sie das?

Das dient der Erschließung von Park und Eierhäuschen. Feuerwehr, Polizei, Lieferfahrzeuge, Müllabfuhr und auch die Gäste der gehobenen Gastronomie im Eierhäuschen müssen da durch. Damit sich zwei Fahrzeuge begegnen können, brauchen wir eine Straßenbreite von 4,50 Metern und zusätzlich einen Fußweg. Gegenwärtig erfüllt der Dammweg nicht die Anforderungen an eine öffentliche Erschließungsstraße.