HSV-Handball Zweite Liga

Der ehemalige Bundesligist und Champions-League-Sieger arbeitet sich drei Jahre nach seinem erzwungenen Abstieg wieder nach oben. Vereinsführung will nichts überstürzen

Neuanfang: Der damalige Vizepräsident Martin Schwalb präsentiert 2016 das neue Logo Foto: Daniel Bockwoldt/dpa

Von Christian Görtzen

Geplant war die Party ein wenig anders. Nach dem 28:24 am frühen Samstagabend beim dänischen Verein DHK Flensborg war beim Handballsportverein Hamburg allen Beteiligten klar, dass sie sich den Sprung in die Zweite Liga nicht mehr würden nehmen lassen. Nur noch ein Sieg fehlte zum Aufstieg, und der sollte am kommenden Freitag im Heimspiel gegen die SG Flensburg-Handewitt II vollzogen werden. Es war ja nicht zu erwarten, dass der Widersacher TSV Altenholz sein Spiel beim abstiegsgefährdeten MTV Braunschweig verlieren würde.

Doch das Unerwartete trat gut zweieinhalb Stunden später ein. Altenholz, der Kooperationspartner des deutschen Handball-Rekordmeisters THW Kiel, patzte mit 27:32 – und damit kam den HSV-Spielern die Gelegenheit abhanden, den Augenblick der überschäumenden Freude mit den Fans nach dem nächsten Heimspiel zu genießen. Als die frohe Kunde von der feststehenden Meisterschaft in der Dritten Liga HSV-Trainer Torsten Jansen und seine Spieler erreichte, befanden die sich auf der A7 auf dem Rückweg nach Hamburg. Die Titelsause stieg im Mannschaftsbus. Nach der Rückkehr gab es zumindest schon einmal eine spontane Feier mit einigen Fans an der Trainingshalle im Volkspark.

„Jaaaaaaaaaa!!!!! Danke, Braunschweig!“ twitterte die Presseabteilung des Vereins, der sich auf seinem Weg nach oben durch den Aufstieg in die Zweite Liga lediglich auf der nächsten Stufe sieht. Die Rückkehr in die Bundesliga ist das übergeordnete Ziel. Schritt eins nach der Insolvenz des Bundesliga-Vereins im Januar 2016 infolge des plötzlichen Rückzugs von Mäzen Andreas Rudolph war schnell vollzogen. Im Mai 2016 gelang der U23, die nach dem Aus für das Profiteam die neue erste Mannschaft wurde, der Aufstieg in die Dritte Liga. Nun also Schritt zwei von dreien.

Eine nachhaltige Rückkehr in die Bundesliga wäre eine herausragende Leistung, denn so vielen anderen Klubs ist nach einem wirtschaftlichen Kollaps genau dies nicht gelungen – etwa der HSG Nordhorn-Lingen, der SG Wallau-Massenheim oder dem TV Großwallstadt. TUSEM Essen kam nur für eine Saison (2012/2013) zurück und ist seitdem Teil der Zweiten Liga.

HSV-Präsident Marc Evermann: „Es gibt bei uns diesen großen Ehrgeiz, die Rückkehr in die Bundesliga zu schaffen, auch wenn auf unseren Verein durch den Aufstieg in die Zweite Liga höhere Kosten hinzukommen werden. Im Großraum Hamburg sei das zu schaffen. „Es ist eine tolle Wirtschaftsregion“, sagte Evermann.

Beim Club, der unter dem damaligen Trainer und heutigem Vizepräsidenten Martin Schwalb Deutscher Meister (2011) wurde, die Champions League (2013), den Europapokal der Pokalsieger (2007) und den DHB-Pokal (2006, 2010) gewann, träumen einige schon wieder von Duellen mit dem THW Kiel und der SG Flensburg-Handewitt. Damals spielten sie vor 13.000 Zuschauern in der Arena.

Eine nachhaltige Rückkehr in die Bundesliga wäre eine große Leistung

In der kommenden Zweitliga-Serie wird das Team um Top-Torschütze Lukas Ossenkopp seine Heimspiele allerdings weiterhin in der 1968 erbauten, 3.800 Zuschauer fassenden Sporthalle austragen. Die moderne Arena im Volkspark ist zum einen überdimensioniert, zum anderen in der Miete viel zu kostspielig. „Wir hatten kein festes Zeitfenster für den Aufstieg in die Zweite Liga“, sagte Vereinspräsident Evermann. „Es ging uns immer um einen Mittelweg: Wir wollen nicht so schnell wachsen, dass alles womöglich überhitzt, aber wir wollten bei unseren Freunden und Partnern in ihrer Euphorie auch nicht die Geduld überstrapazieren.“

Der Jahresetat von 1,6 bis 1,8 Millionen Euro sei für die Dritte Liga zwar etwas überdimensioniert gewesen, räumte Evermann ein. „Wir sehen ihn als Fundament für unsere künftige Entwicklung an.“

Schwalb gab nach dem feststehenden Aufstieg zu bedenken: „Uns ist klar, dass wir in der Zweiten Liga am Ende der Nahrungskette stehen.“ Diese Aussage lässt sich gewiss als Understatement bewerten. Sie zeigt: Für den Handballsportverein Hamburg hat der Konkurrenzkampf in der Zweiten Liga schon begonnen.