Genossen wollen alles

Bei katholischen Schulen steht Entscheidung an

Von Petra Schellen

Man sollte es im protestantischen Hamburg nicht vermuten, aber es ist wahr: Massive Proteste brachen unter Eltern und Schülern los, seit im Januar bekannt wurde, dass das Erzbistum Hamburg acht seiner 21 katholischen Schulen schließen wolle. Erzbischof Stefan Heeße hatte das verkündet, nachdem er erfahren hatte, dass das Bistum mit 80 Millionen Euro überschuldet ist. Fünf Schulen sollen ab Herbst 2018 keine neuen Schüler aufnehmen, für drei Schulen hat die Kirche inzwischen ein Moratorium verfügt, um Lösungen zu suchen.

Die Wut der Hamburger ist dadurch zu erklären, dass das Bistum mit 18 Grund- und Stadtteilschulen sowie drei Gymnasien und insgesamt 9.000 Schülern größter privater Schulträger der Stadt ist. Zudem nimmt man längst auch Protestanten auf, hat also durchaus Breitenwirkung. Über 3.500 Schüler, Eltern und Lehrer hatten deshalb im Februar vor dem Rathaus protestiert. Zudem wurde eine Online-Petition mit 13.600 Unterschriften an den Papst versandt, man traf sich gar mit einem Vertreter des Vatikans.

Auch Hamburgs Politik mischte sich ein und forderte die Kirche zum Dialog auf. Die räumte zwar Kommunikationsdefizite ein, erschien dann aber trotzdem nicht im Schulausschuss zum Gespräch mit der Initiative „Rettet 21“. Man fühle sich durch die Öffentlichkeitsarbeit der Politik gegängelt und in seinem kirchlichen Selbstbestimmungsrecht beschnitten, hieß es.

Dabei hätte man viel zu besprechen. Etwa die Frage, ob die Genossenschaft alle 21 Schulen übernehmen kann – der Initiative zufolge die einzig finanzierbare Variante. Denn bloße „Bad Bank“ für die acht Schließungskandidaten will man nicht sein.

Genau hierum gibt es Streit, denn die Kirche will die verbleibenden 13 Schulen weiter selbst betreiben. Die Genossenschaft wünscht dagegen eine gemeinsame Verantwortung, was der Bischof wiederum „konzeptlos“ nennt. Um ihm entgegenzukommen, hat die Initiative inzwischen ein Alternativangebot für eine „getrennte Verantwortung“ nachgeschoben.

Der Bischof will es bis Montag lesen und dann entscheiden, ob er es diskutabel findet. Um seiner Kompromissfreude auf die Sprünge zu helfen, demonstrieren an diesem Samstag Eltern und Schüler ein zweites Mal.