Ohne Rezepte, mit Erfahrungen

Nach jahrelanger Tätigkeit in Bayern ist Joachim Ossmann neuer Chef der Bremer Arbeitsagentur

Von Simone Schnase

Nahezu sinnbildlich für die Bürokratie „auf dem Amt“ mutete die Vorstellung des neuen Chefs der Arbeitsagentur am Donnerstag an: Sein Platz war mit gleich zwei Namensschildern ausgestattet. Auf einem stand: „Joachim Ossmann, Agentur für Arbeit Nürnberg“ – weil’s offiziell ja auch noch galt. Seit heute aber gilt Schild zwei, denn seit heute ist Ossmann offiziell neuer „Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bremen-Bremerhaven“.

Damit folgt er Götz von Einem, der mit 63 Jahren in den Ruhestand geht. Acht Jahre lang war von Einem Agentur-Chef – und nicht alles, was er sich vorgenommen hatte, hat er geschafft: Ein wichtiger Teil der „Bremer Vereinbarungen“, nämlich die Erhöhung der Ausbildungsplätze auf 7.800 bis 2017, ist gescheitert. Und auch die 2015 gegründete Jugend­berufsagentur (JBA) kann noch keine Erfolge vorweisen.

Vielleicht kann hier die Erfahrung des 58-jährigen Rechts- und Politikwissenschaftlers Ossmann helfen: Als Arbeitsagentur-Chef im oberpfälzischen Schwandorf hat er eine JBA mit ins Leben gerufen und in Nürnberg unterzeichnete er noch vergangene Woche den Kooperationsvertrag zur JBA-Gründung.

Einen Trümmerhaufen hat von Einem ihm aber auch nicht überlassen: In den letzten Jahren ist, zumindest laut offizieller Statistik, die Arbeitslosenzahl im Land Bremen kontinuierlich gesunken. Trotzdem: Sie liegt noch immer bei über zehn Prozent, fast doppelt so hoch wie in Nürnberg.

Geprägt, sagte der gebürtige Rheinländer Ossmann, habe ihn seine jahrelange Arbeit in Ostbayern, wo es „erhebliche wirtschaftliche Umbrüche“ aufgrund des Abbaus der Braunkohle- und Stahl­industrie gegeben habe. Und sowohl dort als auch in Nürnberg seien Themen wie Langzeit- und Jugendarbeitslosigkeit „virulent“ gewesen. Welche seiner Erfahrungen hilfreich für Bremen sein könnten, mochte er aber nicht sagen. Es sei „nicht klug, in Bremen mit vorgefertigten Rezepten anzufangen – erst einmal muss ich mich einarbeiten“, sagte er.

Einen ersten Eindruck von seinem neuen Arbeitsplatz bekam er gestern schon mal: In die Pressekonferenz nämlich hatte sich ein Klient der Arbeitsagentur eingeschmuggelt, um mit Götz von Einem zu sprechen. Von dem darauf aufmerksam gemacht, dass dies der falsche Ort für ein persönliches Gespräch sei, antwortete er: „Anders erreiche ich Sie ja nicht!“