„Vieles dauert länger“

Was passiert eigentlich, wenn die Wasserbetriebe heute streiken?

Thomas Meseke ist Fachbereichssekretär Wasserwirtschaft bei Verdi in Berlin.

Interview Anna Klöpper

taz: Herr Meseke, am heutigen Freitag wollen sich Mitarbeiter der Berliner Wasserbetriebe in die Warnstreiks im öffentlichen Dienst einklinken. Was erwartet uns da? Funktioniert meine Toi­lette noch?

Thomas Meseke: Keine Sorge: Es kommt weiterhin Wasser aus der Leitung und das Abwasser fließt auch ab. Auch um Notfälle wie Wasserrohrbrüche wird sich gekümmert.

Wo merkt man den Streik dann überhaupt?

Klar, wenn die Berliner Stadtreinigung die Mülltonnen nicht abholt, merkt man das sofort. Aber der Warnstreik wird Auswirkungen im Kundencenter der Wasserbetriebe in der Neuen Jüdenstraße in Mitte haben. Es wird sehr viel schwieriger sein, da jemanden ans Telefon zu bekommen. Und auch bei den Wartungs- und Reparaturarbeiten an den Hausanschlüssen wird es länger dauern, bis jemand vor Ort ist. Immerhin sind sämtliche 20 Standorte in Berlin zum Streik aufgerufen, das sind 4.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Die Gewerkschaften fordern 6 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 200 Euro. Die Arbeitgeber sagen, man liege nach zwei Verhandlungsrunden „weit auseinander“, und verweisen auf die schwierige Haushaltslage vieler Kommunen.

Das Argument zieht nicht. Die Steuerprognose für die nächsten Jahre geht von über 40 Milliarden Euro Einnahmen aus. An diesem riesigen Kuchen wollen die Kolleginnen und Kollegen beteiligt werden. Man wird es sich auch gar nicht leisten können, sie abzuhängen: Die Privatwirtschaft wirbt uns mit besseren Gehältern die Fachkräfte ab. Und auch für die Wasserwirtschaft gilt, wie im übrigen öffentlichen Dienst in Berlin: Das Durchschnittsalter ist hoch, wir werden in den nächsten Jahren sehr auf neue, junge Fachkräfte angewiesen sein.