heute in hamburg
: „Obdachlose haben eine Menge drauf“

Foto: Lena Maja Wöhler

Sybille Arendt, 54, hatte die Idee für die „KunztKüche“. Sie ist die Verantwortliche für Öffentlichkeitsarbeit bei Hinz&Kunzt.

Interview Cara Westerkamp

taz: Frau Arendt, Profiköche und Hinz&Kunzt-Verkäufer am selben Herd. Wird es mal knallen?

Sybille Arendt: Das wird gut funktionieren, die Köche sind es gewohnt, mit allen möglichen Leuten zu arbeiten. Klar, irgendwas wird mal nicht klappen. Aber darauf freuen sich irgendwie auch alle ein bisschen.

Wie sind Sie auf die Idee der Kunzt-Küche gekommen?

Ich koche selber gerne und wir kochen bei Hinz&Kunzt regelmäßig, einmal im Monat kochen sogar die Verkäufer. Damit haben wir schon viele gute Erfahrungen gemacht und waren immer überrascht und begeistert, wie gut sie selber kochen können. Das ist toll, weil man sich da auf Augenhöhe begegnet.

Weshalb?

Kochen und Essen macht jeder gern und das können die Verkäufer im Zweifel sogar besser als wir. Aber auch den Gästen gegenüber auf Augenhöhe: Wir können uns durch das Projekt mal zeigen. Man kann uns dann mal auf eine ganz andere Art erleben.

Was wird gekocht?

Abends gibt es immer drei Gänge für 30 Euro. Mittags werden 60 Portionen gekocht, aber nicht von Gastköchen, sondern von Lutz Bornhöft. Ihm gehört das Restaurant, die „COOK UP culinary gallery“. Mittags zahlt jeder, was er mag, da sind auch Bedürftige willkommen, die zahlen dann gar nichts. Heute steht Linsen-Dahl mit Fisch, Merguez oder Amidori auf dem Speiseplan.

Was ist wichtiger: Gutes Essen oder gute Gesellschaft?

Beides, das gehört immer zusammen.

Wie vereinen Sie das?

Man kann den Köchen beim Arbeiten zuschauen. Heute kochen Olaf Plogstedt von der Roten Gourmet Fraktion und Fabian Erich vom FuH in Ottensen mit Hinz-und-Künztlern. Man kann gucken, was das für Menschen sind, und sieht, dass sie ganz „normal“ sind.

Warum ist das wichtig?

In unserer täglichen Arbeit sehen wir ja oft, dass Obdachlose misstrauisch beäugt werden und man Ihnen nichts zutraut. Und beim Kochen kann man erleben, dass sie eine Menge drauf haben.

Nebenan ein Italiener, gegenüber eine Espressobar: Wird die Küche heute trotzdem voll werden?

Ja, für abends sind wir ausgebucht. Mein Tipp: Einfach vorbeikommen und aufs Glück hoffen.

Anlässlich des 25. Geburtstages von Hinz & Kunzt kochen 25 Profiköche 25 Tage lang zusammen mit Hinz & Kunzt-Verkäufern in der Cook Up culinary gallery, Weidenallee 27