berliner szenen
: Silencio bei Beginn der Wehen

Nun ist es bei Frieda bald so weit. Ihre erste Entbindung. Ich bin schon ganz aufgeregt. Ich soll ja mit in den Kreißsaal. Zum Händchenhalten und Mitbrüllen. Frieda hat mir eine Checkliste aus dem Geburtsvorbereitungskurs mitgebracht. „Für Männer während der Geburt.“ Da stehen Sachen drin wie: „Achtung, Faszination Technik: Beobachten Sie die Wehen an Ihrer Frau, nicht am CTG! Behalten Sie Augenkontakt!“ Oder: „Fachsimpeln Sie nicht mit Hebamme und Arzt! Alle Gespräche (sowohl mit Ihrer Frau als auch mit Betreuenden) bei Wehenbeginn unterbrechen.“

Ich habe zwar selber noch kein Kind auf die Welt gebracht, aber nach allem, was ich so gehört habe, erscheint es mir relativ unwahrscheinlich, dass man eine Wehe verpasst, weil man sich verquatscht hat. Sogar bei mir und meiner besten Freundin! Meine Physiotherapeutin hat vier Kinder auf die Welt gedrückt. Sie hat gesagt. „Es kommt der Punkt bei jeder Geburt, da ist der Schmerz so übermächtig, dass du denkst: Wenn mich jetzt jemand mit siedendem Öl übergießen würde, es wär’ mir egal.“

Auf dem Merkzettel stehen noch so ein paar Griffe für die Männer, wie sie ihre Frauen festhalten und ­stützen können. Auf den Illustrationen sieht es aus, als würden sich die Frauen einfach in ihre Männer reinhängen. Das Problem ist, dass ich mittler­weile die Hälfte dessen wiege, was meine schwangere Freundin auf die Waage bringt, und wenn ich mir vorstelle, dass ich sie dann irgendwie hochheben soll, während sie das Baby aus sich heraus… Frieda und ich mussten jedenfalls sehr lachen, als wir geübt haben: „Am Ende müssen sie noch Greenpeace rufen“, sagte Frieda. „Hallo, hallo, hier ist ein Wal im Kreißsaal gestrandet. Können Sie den bitte mal von der Frau runterheben?“ Wir werden das schon irgendwie hinkriegen. Lea Streisand