Bertelsmann wächst, RTL schrumpft

Deutschlands größter Medienkonzern hat ausgerechnet im Kerngeschäft Fernsehen im eigenen Land Probleme

BERLIN taz ■ Deutschlands größter Medienkonzern Bertelsmann hat im ersten Halbjahr 2005 weiter zugelegt – aber nur dank seines Buch- (Random House), Zeitschriften- (Gruner + Jahr) und Druckgeschäfts (Arvato).

Der operative Gewinn stieg im Vergleich zum ersten Halbjahr 2004 zwar um gut 8 Prozent. Doch Sorgen bereiten die Rückgänge bei der mit Sony fusionierten Bertelsmann Music Group (BMG) – und vor allem bei den deutschen RTL-Sendern: Die früheren Zugpferde von Bertelsmanns europaweit aktiver TV- und Radiosparte lahmen. Zwar blieb das Ergebnis der RTL-Group (64 TV- und Radio-Sender in zehn Ländern) in etwa konstant, doch lag das an guten Ergebnissen bei M 6 in Frankreich, Antena 3 in Spanien und dem britischen RTL-Sender Five. „Sie kompensierten die schwierige Lage in Deutschland, wo sowohl Gewinn wie Umsatz rückläufig sind“, heißt es in einer Konzernmitteilung.

„Für das Gesamtjahr rechnen wir mit einer deutlichen Umsatzsteigerung und weiterem beachtlichem Ergebniswachstum“, zitierte Reuters aus einem Mitarbeiterbrief von Bertelsmann-Chef Gunter Thielen: „Wir haben unser Portfolio durch gezielte Zukäufe gestärkt und so die Grundlage für weiteres Wachstum gelegt.“

Trotzdem bleibt die schwierige Situation beim deutschen Hauptsender RTL für Bertelsmann gefährlich. Die neue Geschäftsführerin Anke Schäferkordt ist erst seit Monatsanfang im Amt – und steht bald vor noch größeren Herausforderungen: dem Wettbewerb mit der fusionierten Springer-ProSiebenSat.1-Gruppe. STG