Drei Milliardäre im Boot

Die Übernahme des Pay-TV-Anbieters Sky wird zum Fall für das britische Kartellamt

Wenn sich drei Kinder ums Spielzeug streiten, greifen meist die Eltern ein. Streiten sich drei Milliardäre ums Spielzeug, greift das Kartellamt ein. Rupert Murdoch, Bob Iger und Brian Roberts kennen sich seit Jahrzehnten und wetteifern um die Vorherrschaft in der Medien­industrie. Murdoch gehören unter anderem Fox und Teile von Sky, Iger ist Chef von Walt Disney. Roberts ist Geschäftsführer von Comcast, einem der größten Medienkonzerne in den USA, der aber in Europa relativ unbekannt ist. Das soll sich ändern: Roberts hat ein überraschendes Angebot in Höhe von 22 Milliarden Pfund für die Übernahme von Sky abgegeben.

Ist es Rache? Roberts wollte 2004 Disney kaufen, blitzte jedoch ab. Vor wenigen Monaten wollte er Anteile von 21st Century Fox übernehmen, doch das hat Murdoch vereitelt. Roberts’ Angebot für Sky hat nun Murdochs Pläne vorerst durchkreuzt – und damit auch Igers Plan, sich bei Fox einzukaufen.

Murdoch hält bereits 39 Prozent der Anteile von Sky und versucht seit Jahren, auch den Rest zu übernehmen. Beide Seiten hatten sich bereits auf einen Preis von 19,4 Milliarden Dollar geeinigt, doch seitdem wird die Sache vom britischen Kartellamt überprüft. Der 86-jährige Murdoch hat im vorigen Jahr über den Verkauf eines Großteils seiner Fox-Anteile mit Roberts und Iger verhandelt. Comcast machte ein Angebot in Höhe von rund 60 Milliarden Dollar, doch Murdoch erklärte, dass er gedenke, Igers Angebot von 52,4 Milliarden anzunehmen, sobald der Sky-Deal unter Dach und Fach sei.

Angeblich befürchtete Murdoch, dass das Kartellamt bei einer Übernahme durch Comcast nicht mitspielen würde. Das Amt hatte bereits 2014 die Fusion von Comcast mit Time Warner Cable verhindert. Nun will Roberts mit Sky in Europa Fuß fassen. Seit der Übernahme von NBCUniversal 2009 gehört Comcast zu den ganz Großen im Geschäft, aber nur 9 Prozent Umsatz kamen letztes Jahr von außerhalb der USA. Mit Sky an Bord wären es 25 Prozent.

Es geht jedoch nicht nur um die Größe des jeweiligen Medienunternehmens, die drei Milliardäre wetteifern auch um Persönliches wie die Zahl von Ferienhäusern und schnellen Autos. Stewart Purvis vom Vorstand von Channel 4 sagte: „Der Deal ist für das Kartellamt und für die Aktionäre sehr attraktiv, und es bringt womöglich das Geschäft zwischen Murdoch und Iger zum Scheitern, was Roberts freuen würde.“ Er fügte hinzu, dass es zwar auch um Sky gehe, aber die Frage, wie man die Konkurrenz ärgern könne, spiele eine ebenso große Rolle.

Ralf Sotscheck