Viele Opfer bei Luftangriffen

Syrische und russische Kampfflugzeuge bombardieren Rebellengebiete in Syrien

Angesichts massiver Luftangriffe auf die syrischen Rebellenhochburgen Idlib und Ost-Ghouta hat die UNO gewarnt, dass die dortigen sogenannten Deeskalationszonen zur „Farce“ würden. In den vergangenen 72 Stunden hätten das Ausmaß und die Heftigkeit der Angriffe deutlich zugenommen, warnte die UN-Untersuchungskommission zu Syrien am Dienstag. Am Mittwoch hielten die Luftangriffe weiter an. Nach Angaben der Beobachtungsstelle für Menschenrechte stieg die Zahl der Opfer auf insgesamt über hundert an.

Die Region Ost-Ghouta nahe der Hauptstadt Damaskus und die Provinz Idlib im Nordwesten Syriens gehören zu den letzten Gebieten Syriens unter Rebellenkontrolle. In den vergangenen Wochen war die Gewalt dort eskaliert. In Idlib vertrieben die Kämpfe nach UN-Angaben fast 250.000 Menschen. In Ost-Ghouta sind wegen einer Blockade der Regierung nach UN-Schätzungen rund 400.000 Menschen von der Außenwelt abgeschnitten.

Weil kaum Hilfe in das Gebiet kommt, spielt sich dort nach Angaben von Hilfsorganisationen eine humanitäre Katastrophe ab. UN-Vertreter beklagten, sie könnten tonnenweise bereitstehende Hilfsgüter wegen anhaltender Kämpfe und umständlicher Genehmigungsverfahren nicht verteilen. Mehr als 13 Millionen notleidende Menschen in Syrien brauchen Unterstützung. Der Januar sei ein verheerender Monat in Syrien gewesen, sagte der Vertreter des UN-Kinderhilfswerks Unicef in Syrien, Fran Equiza. Fast 60 Kinder seien getötet worden.

Die UN-Ermittlungskommission für Syrien kündigte weiter an, sie werde Berichte über einen Angriff mit Chemiewaffen auf die von Rebellen gehaltene Stadt Sarakib in Idlib prüfen. Rettungshelfer und Aktivisten werfen der Regierung vor, sie habe dort am Montag eine Bombe mit Chlorgas abgeworfen. Nach Angaben der zivilen Rettungsorganisation Weißhelme wurden dabei zwölf Menschen verletzt.

Auch die US-Regierung äußerte schwere Bedenken wegen des erneuten Verdachts auf den Einsatz von Giftgas. „Dies ist nach Berichten der sechste Vorfall dieser Art in den vergangenen 30 Tagen“, heißt es in einer Stellungnahme der Sprecherin des US-Außenministeriums, Heather Nauert. Außenminister Rex Tillerson habe deutlich gemacht, dass am Ende Russland seit seiner Beteiligung an den Kämpfen für die Toten in Syrien Verantwortung zu tragen habe. „Indem Russland die syrische Regierung aus der Verantwortung nimmt, wird auch Russland seinen eigenen Verpflichtungen nicht gerecht“, schrieb Nauert weiter. „Die Menschen in Syrien leiden. Der Rest der Welt sieht zu.“

UN-Vertreter in Syrien verlangten umgehend eine mindestens einmonatige Kampfpause, um Millionen Menschen versorgen sowie Kranke und Verwundete retten zu können. Besonders in den belagerten und schwer erreichbaren Regionen gebe es seit Wochen keinen Zugang. Die meisten Gebiete in Syrien ­werden von Regierungsanhängern blockiert. Seit Ausbruch des Konflikts sind im syrischen Bürgerkrieg mehr als 400.000 Menschen ums Leben gekommen. Die Regierungstruppen und ihre Verbündeten konnten in den ver­gangenen Monaten große Geländegewinne ­erzielen. (afp/dpa/taz)