Soltaus Katholiken gegen Zölibat

UMFRAGE Ein Pfarrer in der Lüneburger Heide hat einen Fragebogen zu umstrittenen Themen an seine Gemeindemitglieder verschickt – und das erwartete kirchenkritische Ergebnis bekommen

„Die Entscheidungen werden nicht in Hildesheim getroffen“

MICHAEL LUKAS, BISTUMSSPRECHER

Würde die Zukunft der katholischen Kirche nicht in Rom, sondern in der Lüneburger Heide entschieden, würde das Zölibat abgeschafft. Dafür sprachen sich 72 Prozent der Teilnehmer einer Umfrage aus, die die Soltauer Kirchengemeinde St. Maria vom Heiligen Rosenkranz durchgeführt hat. 18 Prozent der Teilnehmer waren für die Beibehaltung des Zölibats, 10 Prozent hatten keine Meinung dazu oder gaben keine Antwort.

„Das ist ungefähr das Ergebnis, das ich erwartet hatte“, sagt Pfarrer Meik Barwisch, der die Idee zu der Umfrage hatte. Die Fragebögen wurden an alle 3.900 Mitglieder seiner Gemeinde verschickt, 267 Personen schickten die Fragebögen zurück. „Das sind immer noch mehr als die 150, die zu den normalen Gottesdiensten kommen“, sagt Barwisch.

Die höchste Zustimmung, knapp 91 Prozent, gab es für die Forderung, wiederverheiratete KatholikInnen zum Abendmahl zuzulassen. Für Frauen im Priesteramt sprachen sich knapp 65 Prozent der Teilnehmer aus. 53 Prozent waren dafür, dass auch Laien im Gottesdienst predigen dürfen.

„Diese Ergebnisse bestätigen, was wir aus anderen Untersuchungen wissen“, sagt der Sprecher des Bistums Hildesheim, Michael Lukas. Bereits im vergangenen Jahr habe Bischof Norbert Trelle dazu aufgerufen, alle Themen, „auch die heiklen“, in einem „Dialogprozess“ zu besprechen. Insofern mache die Kirchengemeinde in Soltau nur, was der Bischof angeregt habe.

Pfarrer Barwisch dagegen sagt, die Umfrage sei ein Versuch, die Debatte in die Öffentlichkeit zurückzuführen. „Es genügt eben nicht, dass der Bischof mit ein paar Leuten hinter verschlossenen Türen diskutiert.“

Konsequenzen aus der Umfrage sind vorerst nicht zu erwarten. Es sei gut, über diese Fragen zu reden, sagt Bistumssprecher Lukas. „Man muss sich aber auch immer vor Augen halten, dass die Entscheidungen nicht in Hildesheim, sondern in Rom getroffen werden.“ WIE