Luxus am Leo

Da staunt selbst Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD): Im Wedding schießen die Mieten durch die Decke

Luxus am Leopoldplatz? Wohl kaum. An der Riesenkreuzung brummt der Verkehr, nachts brummen die Trinker, nur der Wedding brummt nicht. Dachte man. Der Besitzer eines Eckhauses hat nun den Beweis des Gegenteils angetreten.

Noch gibt es in dem Haus, von dem Mittes Baustadtrat Ephra­im Gothe (SPD) möchte, dass es ohne Hausnummer und Straßenbezeichnung auskommt, bezahlbare Wohnungen. Im zweiten Stock kosten 110 Quadratmeter 383 Euro zuzüglich Nebenkosten. Das macht einen Quadratmeterpreis von 3,99 Euro kalt. Die Wohnung darunter, obwohl nur halb so groß, kostet dagegen mehr als das Doppelte. Für sie verlangt der Eigentümer 12,22 Euro pro Quadratmeter. Sie wurde gerade vermietet. Der Mietvertrag für die günstige Wohnung wurde 1989 abgeschlossen.

So herrschen am Leo Überteuerung und Bezahlbarkeit eng nebeneinander. Dass es so weit kommen konnte, sieht Gothe auch als Beweis dafür, dass in den Mi­lieu­schutz­gebieten einiges nicht rundläuft. „Wir hätten für das Haus gerne das Vorkaufsrecht des Bezirks wahrgenommen“, sagte der Baustadtrat vor Journalisten am Freitag. Doch weil der neue Eigentümer die Wohnungen in Eigentumswohnungen umgewandelt hat, geht das nicht. Die Umwandlung habe man auch nicht verhindern können: Wenn der Eigentümer dem Mieter ein Vorkaufsrecht einräumt, gilt das Umwandlungsverbot nicht. „Im Grunde können wir Umwandlungen nur ver­zögern“, ärgert sich Gothe.

Gern hätte der umtriebige Stadtrat im Koalitionsvertrag von CDU und SPD auf Bundesebene deshalb ein generelles Ende der Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen gesehen. Immerhin hat er einen Satz gefunden, der ihn hoffen lässt. Wir wollen, zitiert er, „dass der Bestand an bezahlbarem Wohnraum gesichert wird“.

Am Leo sind die Messen gesungen. „12 Euro an einer so lauten Straße im Wedding“ – Gothe fasst sich an den Kopf. Der Wohnungsmarkt schlägt Kapriolen, die nicht mal denen in den Kopf wollen, die ihn bändigen sollen.

Aber aufgeben ist auch nicht Gothes Sache. Also setzt er auf neue Milieuschutzgebiete. Und freut sich, dass ein Eigentümer in der Liebenwalder Straße gerade erklärt hat, den Mi­lieuschutz ernst nehmen zu wollen. Uwe Rada