Grütters: „Das ist Kulturbarbarei“

Gedichtentfernung an der Alice Salomon Hochschule: Bundes- kulturstaatsministerin übt Kritik

Die geplante Entfernung eines Gedichts in Berlin stößt auf heftige Kritik. Bundeskulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) nannte die Pläne der Alice Salomon Hochschule am Mittwoch einen „erschreckenden Akt der Kulturbarbarei“. Kunst und Kultur bräuchten Freiheit, betonte Grütters. Zudem bräuchten Kunst und Kultur den Diskurs. Das sei eine der wichtigsten Lehren aus der Geschichte. „Wer dieses Grundrecht durch vermeintliche Political Correctness unterhöhlt, betreibt ein gefährliches Spiel“, erklärte die Kulturstaatsministerin.

Zuvor war bekannt geworden, dass die Alice Salomon Hochschule (ASH) in Hellersdorf ein Kurzgedicht des bolivianisch-schweizerischen Lyrikers Eugen Gomringer auf ihrer Hauswand entfernen will (taz berichtete). Dazu hatte sich der Akademische Senat der Hochschule nach einer monatelangen Debatte entschlossen. Vertreter des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) warfen dem 20 spanische Worte umfassenden Werk aus dem Jahre 1951 Sexismus vor.

Das Gedicht hatte in der spanischen Originalfassung seit rund sechs Jahren die Fassade der ASH geziert. Ins Deutsche übersetzt heißt es darin: „Alleen / Alleen und Blumen / Blumen / Blumen und Frauen / Alleen / Alleen und Frauen / Alleen und Blumen und Frauen und / ein Bewunderer“.

Seit 2016 hatten Studentenvertreter Kritik an der Wandgestaltung mit dem Gedichttext geäußert, da dieser nach ihrer Auffassung Frauen herabsetze. So reproduziere es eine „klassische patriarchale Kunsttradition, in der Frauen ausschließlich die schönen Musen sind, die männliche Künstler zu kreativen Taten inspirieren“, erklärten die Studentenvertreter und forderten, das Gedicht zu übermalen. (epd)