liebeserklärung
: Die Nationalhymne

Statt von „Söhnen“ ist in der Hymne „O Canada“ künftig von „allen“ die Rede. Das macht die Sache noch nicht unbedingt schnuckelig – aber eben doch: besser

Tatatata! Es ist so weit: Kanadas Nationalhymne wird genderneutral: Ein entsprechendes Gesetz wurde am Mittwoch abschließend vom kanadischen Senat in Ottawa gebilligt. Damit wird die zweite Zeile der Hymne „O Canada“ von „true patriot love, in all thy sons command“ (etwa: erwecke in all deinen Söhnen die wahre Vaterlandsliebe) geändert zu „in all of us command“. Aus patriotischen „Söhnen“ also werden patriotische „alle“.

Mit Nationalhymnen ist es so eine Sache – wie mit Flaggen: Je stärker die nationalistischen Gefühle eines Menschen, desto wichtiger erscheinen solche Symbole. Dass eine Hymne sexistisch ist, überrascht dabei wenig. Immerhin lebt ein Staat von der traditionellen Familie mit klar bestimmten Geschlechterrollen. Die Familie, die kleinste Einheit des Staates, sein Prototyp also, sorgt für Kontinuität. Veränderung kann sich aber trotzdem durchsetzen, insbesondere wenn der Premierminister des Landes Justin Trudeau heißt.

Jetzt fehlt nur noch die Zustimmung der Queen als Staatsoberhaupt Kanadas. Die ehemalige Astronautin Julie Payette, die seit Juli 2017 als Generalgouverneurin die Monarchie repräsentiert, wird den Gesetzentwurf formal bestätigen. Die französische Version muss erst gar nicht geändert werden, da dort keine Rede von Söhnen ist.

18 Monate wurde darüber debattiert, ob die zwei Worte bleiben oder umgeändert gehören. Die jetzt getroffene Entscheidung sorgte für Aufregung, vor allem unter Konservativen: Sie sei undemokratisch, sagte etwa Senator Don Plett, das Volk hätte darüber abstimmen müssen. Außerdem stellte Scott Thompson, ein Kolumnist der Global News, infrage, ob es Sinn mache, Steuergelder für solche Angelegenheiten auszugeben. Tja.

Wirklich schnuckelig ist die Hymne auch jetzt nicht. Sie spricht immer noch von der Vaterlandsliebe, und davon, für die Heimat Wache zu stehen. Aber eine genderneutrale Hymne ist immerhin besser als eine, die nur die Söhne eines Landes anspricht. Also wie wäre es damit:

„Einigkeit und Recht und Freiheit

für das deutsche Mutterland!

Danach lasst uns alle streben,

schwesterlich mit Herz und Hand!“

Praktisch: Diese Variante müsste nicht mal eine Monarchin abzeichnen lassen. Sibel Schick