Neun Gewerke, zehn Forderungen

Aus Pro Quote Regie wird Pro Quote Film, denn Film ist Teamarbeit – und Diskriminierung betrifft alle

In der majestätischen Kulisse des Kino International verkündeten die Vorstandsfrauen von Pro Quote Regie ihre große Neuigkeit: Aus dem Zusammenschluss deutscher Regisseurinnen ist mit Pro Quote Film nun ein neun Gewerke umspannender Verein geworden, der sich für Geschlechtergerechtigkeit in unterschiedlichen Bereichen der Filmproduktion einsetzt. Diese Veränderung ist laut Pro-Quote-Mitglied und Regisseurin Connie Walter nur eine logische Konsequenz aus der beruflichen Realität. Ein Film ist mehr als nur Regie. Er ist auch Kamera, Ton, Kostüm und vieles mehr.

Zudem ist die Diskriminierung von Frauen nicht allein dem Fach Regie vorbehalten. Wie Gesa Marten, Editorin und Dozentin an der HFF Potsdam, auf dem Podium berichtete, existiere selbst in dem nahezu paritätisch besetzten Gewerk der Montage ein Gender Pay Gap von bis zu 30 Prozent. Im Bereich Schauspiel wiederum, so hatte im vergangenen Jahr schon die von Maria Furtwängler initiierte Studie „Audiovisuelle Diversität“ gezeigt, verschwinden Frauen über 30 sukzessive von der Bildfläche. Diese Strukturen, so die Position von Pro Quote Film, seien nicht mit dem im Grundgesetz verankerten Anspruch der Geschlechtergerechtigkeit vereinbar, insbesondere in Hinblick auf die Vergabe öffentlicher Gelder an Filmproduktionen. Zudem förderten unausgewogene Geschlechterverhältnisse jene Form des Machtmissbrauchs, dessen Verbreitung gerade im Zuge der #metoo-Debatte sichtbar werde.

Barbara Rohm, Regisseurin und Gründungsmitglied des alten und neuen Vereins, ist sich sicher: Die vorherrschenden Strukturen sind nur durch „die aktive Umsetzung konkreter Maßnahmen“ zu verändern. Die Quote von 50 Prozent in allen Gewerken der Filmproduktion ist dabei nur eine von zehn Forderungen, die Pro Quote Film nun an die deutsche Kino- und Fernsehlandschaft formuliert. Unter anderem stehen auch paritätische Vergabegremien in der Filmförderung, Gendermonitoring und Kompetenztrainings sowie die Gründung einer Stiftung zur Stärkung weiblichen Filmschaffens auf der Liste.

Mit ihrem Forderungskatalog sucht Pro Quote Film nun das Gespräch mit Entscheidungsträger_innen in Politik und Medien und veranstaltet Podien bei der diesjährigen Berlinale sowie dem Filmfest München. Darüber hinaus sind keine konkreten Aktivitäten geplant. Doch die Stimmung ist optimistisch und kämpferisch. „Die Zeit ist reif“, postulierte Connie Walter auf dem Podium.

Sophie Charlotte Rieger, Berlin