Ernährungspolitik in Berlin: „Essen ist politisch“

Der Berliner Senat will BürgerInnen stärker in die Ernährungspolitik einbeziehen. Der Grünen-Abgeordnete Turgut Altuğ erklärt, wie und warum.

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD, vorne Mitte) bei der Grünen Woche 2017 Foto: dpa

taz am wochenende: Herr Al­tuğ, warum engagieren sich die Berliner Grünen für das Thema Ernährung?

Turgut Altuğ: Für uns Grüne und mich persönlich hat das Thema Ernährung einen sehr hohen Stellenwert. Essen ist politisch: Mit Messer und Gabel kann jede und jeder jeden Tag ein Zeichen gegen Tierquälerei, Gentechnik, den Klimawandel und Glyphosat und Co. setzen.

Was steht im Koalitionsvertrag? Was hat sich der rot-rot-grüne Senat vorgenommen?

Zum einen soll der Anteil an Bio- und veganem oder vegetarischem Essen in Kindertagesstätten, Schulen und Kantinen in den öffentlichen Einrichtungen bis 2021 deutlich erhöht werden. Zum anderen soll die Lebensmittelverschwendung ebenso deutlich vermindert werden. Es wird die Einführung eines Smiley-Systems bei der Lebensmittelhygiene angestrebt und eine Ernährungsstrategie entwickelt.

Turgut Altuğ

1965 in Tarsus in der Südtürkei geboren, studierte Politik- und Agrarwissenschaften in der Türkei, 2002 Promotion in Deutschland. Altuğ ist Gründer des Türkisch-Deutschen Umweltzentrums in Kreuzberg, seit 2006 Mit­glied der Grünen und seit 2011 Mitglied der Grünen-Fraktion des Berliner Abgeordneten­hauses.

Was wird durch den im Dezember verabschiedeten Doppelhaushalt 2018/19 des Landes Berlin möglich?

Mit diesem Haushalt setzen wir weite Teile des Koalitionsvertrags um. Wir werden mit einem Modellprojekt „Bio-Essen“ zeigen, wie der Anteil an Bio-, regionalem und vegan-vegetarischem Essen in den öffentlichen Kantinen erhöht werden kann. Nach dem Vorbild des House of Food in Kopenhagen wird auch in Berlin ein ähnliches Projekt realisiert. Wir fördern die Zivilgesellschaft deutlich stärker als die vorigen Regierungen, etwa im Rahmen der Projekte.

Was sind das für Projekte?

Wir fördern zum Beispiel den Berliner Imkerverband mit 50.000 Euro, unter anderem, damit er ein Seuchenmobil gegen Krankheiten der Berliner Bienenvölker aufbauen kann. Oder den Verein Nahrhaft e. V., der an einer Marzahner Oberschule einen Schulgarten angelegt hat und mit den SchülerInnen auch Ausflüge ins Umland macht, damit sie lernen, wo ihre Milch und andere Lebensmittel herkommen. Zudem stellen wir den Bezirken mehr Gelder zur Verfügung, um die Lebensmittelkontrollen zu verbessern.

Steht Berlin damit ernährungspolitisch an der Spitze der Bewegung?

Die von uns geplante Ernährungsstrategie ist sicherlich einzigartig. Allerdings können wir auch noch viel lernen an internationalen und auch nationalen Beispielen wie etwa Kopenhagen oder München, wo der Anteil an Bio-, regionalem und vegan-vegetarischem Essen in öffentlichen Einrichtungen bereits deutlich höher ist als in Berlin.

Noch viel mehr über die Ernährungspolitik des rot-rot-grünen Berliner Senats in der gedruckten taz.berlin am Wochenende.

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