Armutsrisiko ist so hoch wie nie

In Niedersachsen sind besonders Ausländer von Armut bedroht. Experten warnen vor einer sozialen Spaltung

Das Armutsrisiko in Niedersachsen hat 2016 den höchsten Wert seit seiner ersten Berechnung im Jahr 2005 erreicht. Fast ein Sechstel der Bevölkerung, das sind rund 1.254 Millionen Menschen, waren damit von Armut bedroht, teilte das Landesamtes für Statistik mit. Besonders auffällig sei, dass seit einigen Jahren die Armutsgefährdung für Menschen mit deutscher Staatsangehörigkeit abnehme, während sie für Nichtdeutsche steige.

Der Geschäftsführer der Landesarmutskonferenz, Klaus-Dieter Gleitze, warnte vor sozialen Verwerfungen: „Das Geld für mehr soziale Gerechtigkeit ist da. Was fehlt, ist der politische Wille zur Veränderung“, sagte Gleitze.

Das Armutsrisiko in Niedersachsen stieg den Angaben zufolge im Jahr 2016 leicht um 0,1 Prozentpunkte auf 16 Prozent an. Seit 2011 sei die Gefährdungsquote fast kontinuierlich um insgesamt einen Prozentpunkt gestiegen. Als arm gelten Familien, die weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Haushaltsnettoeinkommens haben. In Niedersachsen lag dabei die Schwelle für einen Einpersonenhaushalt bei 953 Euro.

Besonders gefährdet sind dem Landesamt zufolge Erwerbslose (54,7 Prozent), Alleinerziehende (44,9 Prozent), Menschen ohne deutsche Staatsbürgerschaft (43 Prozent) und Menschen in Haushalten von Geringqualifizierten (41,2 Prozent). Bei Haushalten mit Hochqualifizierten liege das Armutsrisiko dagegen nur bei 5,5 Prozent.

Eine „starke soziale Spaltungslinie“ markiere der Unterschied zwischen Menschen mit und Menschen ohne deutsche Staatsbürgerschaft, hieß es. Die Quote der Nichtdeutschen liege mit 43 Prozent deutlich höher als bei Deutschen mit 13,5 Prozent.

Bemerkenswert sei auch der hohe Anteil derjenigen, die trotz Erwerbstätigkeit unterhalb der Armutsgefährdungsschwelle blieben. Rund 286.000 Frauen und Männer seien trotz Job auf staatliche Unterstützung angewiesen. Das seien deutlich mehr als die 89.000 Erwerbslosen im Land. (epd)