die drei fragezeichen
: „Zigaretten sind bei uns viel zu billig“

Foto: Erik-Jan Ouwerkerk

Johannes Spatz ,

75, ist ehemaliger Amtsarzt und Sprecher des bundesweit aktiven Forum Rauchfrei. Seit Jahren engagiert er sich auch für den Nichtraucherschutz.

1 taz am wochenende: Nach Angaben des Statistischen Bundesamts wurden im vergangenen Jahr rund 76 Milliarden Zigaretten in Deutschland verkauft, gut ein Prozent mehr als 2016. Kommt das Rauchen wieder in Mode?

Johannes Spatz: Nein, diese Zahlen sind kein Hinweis auf Änderungen im Rauchverhalten, sondern sie spiegeln nur die technischen Umstellungen wider, die im Zuge der Schockbildpflicht gemacht wurden. Im Jahr 2000 wurden noch 140 Milliarden Zigaretten in Deutschland verkauft. Man kann heute sagen: Der Abwärtstrend beim Konsum ist weiter ungebrochen, aberer geht viel zu langsam voran.

2 Jugendliche rauchen kaum noch, mittlerweile weniger als 10 Prozent. Was macht Ihnen Sorgen?

Jährlich sterben in Deutschland rund 120.000 Menschen an den Folgen des Rauchens, viel mehr als an den Folgen des Alkoholkonsums oder des Straßenverkehrs. Etwa jeder vierte Erwachsene raucht, während es in anderen Ländern weniger als jeder zehnte ist. Drei Gründe dafür: Im Unterschied zu anderen Ländern sind bei uns leider immer noch Zigarettenwerbung und -auto­maten erlaubt, außerdem sind Zigaretten anderswo viel teurer als bei uns, etwa in Großbritannien und in Norwegen.

3 Manche Nikotinabhängige schwören auf E-Zigaretten. Was halten Sie von diesen Dampfstengeln?

Es ist wissenschaftlich noch nicht durch Langzeitstudien geklärt, ob die E-Zigarette eher eine Ausstiegsdroge oder eine Einstiegsdroge ist. Ich halte sie für gefährlich; sie sollte wie eine normale Zigarette behandelt werden, auch steuerlich.

Interview: Richard Rother