Der Bauer L. erwartet sein Urteil

Prozess gegen Ex-Landvolk-Chef endet

Von Benno Schirrmeister

Montagfrüh soll es die Plädoyers geben im Untreue-Prozess gegen den früheren Chef des Diepholzer Landvolks. Lothar L.s Verteidigung wird wohl geltend machen, dass L. arg gebeutelt ist durch die Berichterstattung: Immer wieder hat er sich im Verfahren vorm Verdener Landgericht beklagt, wie fies ihn die Medien behandeln.

Ganz Unrecht hat er nicht: Hoch und runter ist der Fall referiert worden. Die Organe des Deutschen Bauernverbandes zeigten sich besonders engagiert, als ginge es für den nicht nur um Selbstreinigung, sondern um den Beweis, dass die ganze Herde aus mit Shampoo porentief gereinigten Bäh-Lämmern bestünde, bis aufs böse schwarze Schaf Lothar, das alle hinters Licht geführt hat. Stets wurde mit Klarnamen, Alter, Hofgröße und oft sogar mit Foto aus glücklicheren Tagen über L. berichtet, auf denen er wirkt wie ein armes Bäuerlein.

Das war er nicht. Die Andreas-Hermes-Medaille hatte ihm der Deutsche Bauernverband verliehen, weil er so lange der Präsident der landwirtschaftlichen Arbeitgeberverbände gewesen war. Nebenher drehte er im Windkraftboom an großen Rädern und führte die Geschäfte von Dienstleistungs-, Liegenschafts- und anderen Verbands-Untergesellschaften mit Konten, zwischen denen sich viel Geld so lange hin- und herschieben ließ, bis es sich aufgelöst hatte.

2014 flog die Chose auf, und vergangenen Januar ging das Zivilverfahren zu Ende: Das Oberlandesgericht Celle verdonnerte L., sechs Millionen Euro ans Landvolk zurückzuzahlen. Die Richter hielten es für erwiesen, dass er die Buchführung verschleierte, um sich zwei Millionen Euro Beraterhonorare auszuzahlen, Spenden nach Gutdünken zu überweisen und Geschäfte mit Firmen zu führen, an denen er beteiligt war. Auf den Gang zum Bundesgerichtshof hatte L. verzichtet.

Am Dienstag fällt das Urteil, und alles andere als ein Schuldspruch käme arg überraschend. Umstände, die sich strafmildernd auswirken könnten, gibt es nicht so viele. Eine Affekttat zum Beispiel, so viel steht fest, war es sicher nicht.