Ufa-Chef zur Zukunft des Filmgeschäfts: „Der Wettbewerb wird angeheizt“

Gerade hat die Ufa ihren 100. Geburtstag gefeiert. Geschäftsführer Nico Hofmann spricht über die Zeitenwende durch Netflix und Amazon.

Nico Hofmann steht in brauner Jacke vor dem Still eines schwarz-weiß-Films

Grau? Nein golden sieht Ufa-Chef Nico Hofmann die Zukunft der deutschen Filmbranche Foto: dpa

Herr Hofmann, die Filmbranche scheint im fundamentalen Wandel. Was bringt das Jahr 2018?

Nico Hofmann: Wir befinden uns wirklich in einer Zeitenwende: Das hat mit Plattformen wie Netflix und Amazon zu tun, die das Geschäft radikal verändern, aber auch mit dem weltweiten Ansehen deutscher Fernsehproduktionen. Hinzu kommt eine neue junge Generation von Produzenten, die ihren eigenen Stil hat. Ich gehe ja so langsam auf die 60 zu und bin beeindruckt von den Produzenten, die Mitte 30 sind und ganz neue Akzente setzen.

Setzt die Verjüngung sich in den Chefetagen der Ufa fort?

Das ist ein zentrales Thema bei uns. Als große Produktion sollten wir genauso schnell und innovativ am Markt reagieren können wie die Start-ups. Denn die Konkurrenz kommt von den Jüngeren. Wir bilden zwar aus, aber da geht noch mehr. Wir dürfen in unserer Dynamik nicht stehen bleiben. Das gilt für alle Bereiche der Ufa.

Wie sind Ihre Erfahrungen und Erwartungen in der Arbeit mit den Plattformen?

Unser Ziel ist es, jedes Jahr zwei große Projekte für Plattformen zu produzieren. Für Amazon realisieren wir „Deutschland86“, daneben wird es ein Projekt mit großer Tragweite für einen weiteren internationalen Plattformbetreiber geben. Da sind wir gerade in der Phase des Vertragsabschlusses. Wir müssen zukünftig verstärkt bei den neuen Playern eine Rolle speilen, etwa bei der Telekom. Das ist ganz zentral.

Es heißt, die Plattformbetreiber zahlen nicht so gut …

Das kann ich nach unseren Erfahrungen mit Amazon überhaupt nicht bestätigen, wir haben einen gleichberechtigten und fairen Deal. „Deutschland86“ ist bereits in zahlreiche Länder verkauft. Ich glaube auch nicht, dass die Plattformen ihre Budgets herunterfahren werden. Aber sie werden wohl genauer analysieren, mit welchen Produktionen sie welche Zielgruppen ansprechen können. Manche gehen in die Nische, manche wollen das Massenpublikum erreichen.

58, ist ein deutscher Regisseur und Fernsehproduzent. Seit ver­gangenem September ist er alleiniger CEO der Ufa. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Babelsberg ist einer der größten deutschen Film-und TV-­Produzenten.

Wie sehen die Abmachungen mit den Produzenten aus?

Die Finanzierungsmodelle sind sehr unterschiedlich, da gibt es keine Formel. Manche Plattformen machen Buy-outs, zahlen also einmal und behalten alle Rechte. Das halten wir für problematisch. Es wäre nicht in unserem Sinne, da wir die Programme dann nicht mehr selbst vermarkten können.

Die Plattformen sind mitverantwortlich für den Serien­boom. Könnte das irgendwann kippen?

Ich glaube nicht, dass das passieren wird. Der Wettbewerb wird eher noch angeheizt. In den USA gibt es nicht nur Amazon und Netflix, sondern auch Hulu, HBO und andere. 2017 haben die Amerikaner 600 neue Serien auf den Markt gebracht. Durch diese Überflutung mit Serien wird es allerdings eine härtere Auswahl durch den Zuschauer geben. Letztlich wird nur ein kleiner Teil der Produktionen wirklich international erfolgreich sein. Aber Serien werden auch in den nächsten zehn Jahren das Feld beherrschen.

Das hört sich an, als könnten deutsche TV-Produzenten bald ohne deutsche Sender Filme und Serien verwirklichen …

Das wäre durchaus möglich. „Dark“ von Wiedemann & Berg ist zum Beispiel so ein Projekt. Auch wir führen entsprechende Gespräche mit Plattformen. Trotzdem sind die klassischen TV-Sender natürlich nach wie vor extrem wichtige Partner für uns. Auch hier gibt es im Bereich der Mediatheken viele neue Überlegungen. Die Situation für deutsche Produzenten hat sich letztlich noch einmal verbessert, weil es mehr Möglichkeiten der Finanzierung gibt und deutsche Sender in einem stärkeren Wettbewerb stehen, sich das beste Programm zu sichern. Dadurch steigt auch die Programmqualität. Das Publikum hat andere Sehmuster entwickelt und ist anspruchsvoller geworden. Im Grunde erleben wir gerade das Golden Age of Television für die Produzenten.

Das scheint auch die Internationalisierung zu betreffen, siehe „Babylon Berlin“.

Internationale Wettbewerbsfähigkeit ist für uns wichtiger denn je. Zurzeit bereiten wir die Mehrteiler „Siegfried & Roy“ sowie „Munich“ vor. Diese Großprojekte werden vor und hinter der Kamera international hochkarätig besetzt sein. Für eine solche Produktion auf Weltniveau mit historischem Stoff muss man dann schon mal ein Budget von zweieinhalb bis drei Millionen Euro für 50 Minuten investieren.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.