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: Gute Serien, schlechte Serien

Der Glückwunsch des vierten Spieltags geht an den FC Bayern München, der Trost an den FSV Mainz 05

Den Trost des Spieltags spendete der Bayern-Angestellte Oliver K. Der Mann, der republikweit unter dem Kosename Titan firmiert, stemmte dazu seine Pranken in die Hüften, kniff die Augen zusammen, wie nur er es kann (und wie es bei den Fans vom asiatischen Markt ganz bestimmt prima ankommt, ebenso wie der von Kahn völlig diskret ins Spiel eingestreute Kung-Fu-Sprung ins Leere) und knurrte diesen Satz hervor: „Irgendwann werden wir auch wieder ein Spiel verlieren, keine Frage.“ Für die Konkurrenz mag das wirklich eine sehr beruhigende Aussicht sein, keineswegs verhindern aber kann sie, dass der taz-Glückwunsch des Spieltags an eben jenen Oliver Kahn samt seiner Sportsfreunde geht: Dreizehn Spiele in Serie nicht verloren, damit die eigene Bestmarke aus dem Jahr 1981 eingestellt – da muss man den Hut schon ganz tief vor ziehen. Zumal: Nächstes Wochenende soll die Serie selbstredend ihre Fortsetzung finden.

Just auf dieses Erlebnis können sie am anderen Ende der Liga getrost verzichten. Vier Spiele hat der FSV Mainz nun schon verloren, dabei gerade mal ein Törchen geschossen, wen wundert da, dass Fastnachtsvereins-Boss Harald Strutz ein Erfolgserlebnis einfordert und, rein prophylaktisch, schon mal ankündigt: „Es wird jetzt knallhart.“ Das mag, nach allem, was man vom FSV in dieser Saison gesehen hat, stimmen, kommt aber nicht an der Tatsache vorbei, dass sich die Mainzer noch mächtig strecken müssen, um es den Bayern gleichtun und also ihre Serienbestmarke durchbrechen zu können. Die liegt nämlich bei sagenhaften sieben Bundesligapleiten in Folge, letzte Saison in furioser Manier aufgestellt vom 15. Spieltag an. Es stand damals wirklich nicht gut um die Jungs von Trainer Jürgen Klopp, und Trost spendete damals nicht Herr K. aus München, sondern ausschließlich die Kollegen aus Bochum, Freiburg und Rostock, um die es noch schlechter stand. Aber Bochum, Freiburg und Rostock gibt es nicht mehr, zumindest nicht in Liga eins, und dass man das nun ausgerechnet im Zusammenhang mit dem Fastnachtsverein hinschreibt, muss nicht unbedingt Zufall sein.

Zumal es ja schon so ist, dass Tauchgänge in die Tiefen der Statistik meist auch Positives zu Tage fördern, um nicht zu schreiben: Trostreiches. Für die Mainzer findet sich dieser vor allem in der zweiten Halbserie der letzten Saison. Die Rückrunde von damals für sich genommen, lagen die Nullfünfer nämlich am vierten Spieltag just da, wo sie jetzt wieder liegen – mit null Punkten am Tabellenboden. Und siehe da: Am Ende schafften sie es noch auf 21 Zähler – und Rang neun. Für Mainz sind solche Dinge derzeit wirklich tröstlich, für Bayern und Herrn K. eher nicht. Meister der Spielzeit 81/82 wurde nämlich der Hamburger SV.

FRANK KETTERER