das portrait
: Insa Dehne verkauft alles ohne Packung

Lebt nicht ganz verpackungsfrei, aber fast: Insa Dehne Foto: Stückgut

Wer bei Insa Dehne einkauft, sollte sich vorbereiten. Denn ohne mitgebrachte Gefäße kann der Einkauf im Stückgut-Laden in Hamburg-Ottensen teuer werden. Dort werden die Waren verpackungsfrei verkauft. Wer keine Gläser oder Taschen dabei hat, muss welche kaufen. Es gibt Lebensmittel, Hygieneartikel, Wasch- und Putzmittel.

Dehne und ihre drei MitstreiterInnen haben das kleine Ladengeschäft Anfang 2017 aufgemacht – und es läuft so gut, dass in Kürze eine weitere Filiale auf St. Pauli eröffnen soll. Weil Dehne unabhängig von Investoren sein will, soll auch das Startsortiment des zweiten Ladens über Crowdfunding finanziert werden. „Das hat beim ersten Mal so gut geklappt und es ist auch für unsere KundInnen schön, weil sie sich auf den Start freuen können“, sagt Dehne.

Die 34-Jährige hat BWL studiert, war Speditionskauffrau in der Schifffahrtsbranche, einen ernährungswissenschaftlichen Hintergrund hat sie nicht. Stückgut gründete sie, weil ihr irgendwann auffiel, dass sie viel zu viel Müll produzierte und dass es in Hamburg keinen Laden gab, wo man unverpackt einkaufen wollte. „Außerdem wollte ich beruflich etwas machen, das Sinn ergibt, etwas, hinter dem ich ideologisch stehen kann.“ Dehne besuchte einen Unverpackt-Laden in Berlin, „dann ließ mich das Thema nicht mehr los“.

100 Prozent müllfrei lebt aber auch sie nicht. „Ich gehöre nicht zu den Menschen, die es schaffen, nur ein Marmeladenglas Müll pro Monat zu produzieren“. Viel wichtiger sei es ihr, das Bewusstsein für das Thema zu schärfen. Bei den meisten ihrer KundInnen ist das allerdings nicht nötig, denn die hätten einen hohen Anspruch, so die Ladeninhaberin. „Da müssen wir schon mal recherchieren, um deren Fachfragen zu beantworten“. Aber die Zeit nehmen sich die vier GründerInnen gerne. Etwas Zeit sollte man auch zum Einkaufen mitbringen, denn alle Waren müssen gewogen werden. „Es ist ein entschleunigtes Einkaufen, das alle Sinne anspricht und die KundInnen zum Nachdenken anregt, wie viel sie wirklich brauchen.“

Annika Stenzel