Britische Unis „völlig legal“ im Finanzparadies

In den Paradise Papers tauchen die renommierten Hochschulen Oxford und Cambridge auf – und finden dafür merkwürdige Begründungen

Beide Universitäten stehen unter Druck, sich von den Investitionen zu distanzieren.

Von Daniel Zylbersztajn

Die beiden britischen Topuniversitäten Oxford und Cambridge tauchen in den Paradise Papers auf. Wie der Guardian berichtete, fallen die Namen in Zusammenhang mit den Konten privater Handelsgesellschaften für milliardenhohe Kapitalanlagen auf den Cayman Islands. Diese Anlagen sind bei vielen britischen und US-amerikanischen Hedgefonds wegen ihrer Steuervorteile beliebt. Für die beiden Universitäten ist offenbar von Vorteil, dass sie so nicht direkt mit amerikanischen Finanzämtern Kontakt haben müssen. Das senkt die Verwaltungskosten der Unis. Der Guardian hatte hier jedoch falsch behauptet, dass dies auch Steuerzahlungen vermeide, und seinen Text später korrigieren müssen. Universitäten zahlen in Großbritannien keine Steuern.

In den Paradise Papers fand man zudem konkrete Summen: 3,4 beziehungsweise 1,7 Millionen US-Dollar investierten Oxford respektive Cambridge im Jahr 2006 in eine private Kapitalanlegerfirma namens Coller International mit Sitz auf der Insel Guernsey. Eine der Anlagen (Coller International Partners V) war einer der weltweit größten Fonds mit einem Gesamtwertumfang von nahezu 5 Milliarden US-Dollar.

Ein Sprecher der Universität Oxford behauptet, dies sei alles nur zugunsten der Universität geschehen und legal. „Die Stiftung der Universität versucht, die global besten Investitionsgruppen und Handelsfirmen zu orten, um so die für die Erziehung wohltätige Stiftung Oxfords zu stärken“, so ein Sprecher. Ihre Investitionen in Übersee, alle mit steuerbefreiten Geldern, seien weitverbreitet und würden deshalb auch oft von Hochschulen benutzt. An der Universität Oxford müssten jegliche Investitionen im Ausland die gleichen rechtlichen Absicherungen wie für andere auch gelten.

Für Kritik sorgte jedoch, dass der größte Teil der Coller-Partnership-Investitionen mit dem Ölgiganten Shell verbunden sind. Durch den gemeinsamen Fonds Shell Technology Ventures hätte man wiederum Xtreme Coil finanziert, eine Gruppe, die in der Tiefsee und der Arktis bohrt. Auch der Rentenfonds britischer Universitäten soll mit 88 Millionen US-Dollar an diesem Fonds beteiligt gewesen sein.

Beide Universitäten stehen nun in der Öffentlichkeit unter Druck, sich von Investitionen in diesem Bereich zu distanzieren. Auch Cambridge-Mitarbeiter hatten dies öffentlich gefordert. Eine Sprecherin der Universität Cambridge bemerkte hierzu, dass die Investitionen im Jahr 2016 von der Universität überprüft worden waren. Dabei stellte sich heraus, dass die Universität nicht direkt an der Förderung von Kohle oder Teersand beteiligt ist. Auch in Oxford fühlt man sich zu Unrecht angegriffen – egal, wie die öffentliche Stimmung ist.