Arbeitskampf beim Billigflieger

Gegen Sozialdumping: Ryanair-Piloten stimmen für Streik. Die Fluggesellschaft lehnt Verhandlungen ab

Von Tanja Tricarico, Berlin

Jetzt reicht es den Piloten. Nachdem Gesprächsversuche mit ihrem irischen Arbeitgeber Ryan­air über höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen nichts brachten, setzt die Vereinigung Cockpit (VC) nun auf Arbeitskampf. Ab sofort sei jederzeit mit Streikmaßnahmen zu rechnen, verkündete die Pilotengewerkschaft am gestrigen Dienstag auf einer Pressekonferenz. Wann genau die Flieger nicht mehr starten sollen, ist noch offen. Nur über die Weihnachtsfeiertage soll nicht gestreikt werden.

Die deutschen Piloten des Billigfliegers schließen sich mit ihrer Ankündigung ihren Kollegen aus Portugal und Italien an. Die wollen in den kommenden Tagen ihren Arbeitskampf beginnen. Auch in Irland, der Heimat Ryanairs, stimmten die Piloten für Streik.

Mit ihrer Streikankündigung will die VC Ryanair zur Aufnahme von Tarifverhandlungen zwingen. Das Ziel: Die Gehälter sollen sich künftig an marktgerechten Bedingungen orientieren, etwa an den Tarifen von TUIfly, die wie Ryanair über eine Flotte von Boeing-B 737-Flugzeugen verfügen. „Wie sollten Ryan­air-Piloten systematisches Sozialdumping anders durchbrechen als mit gewerkschaftlichen Mitteln?“, so der VC-Tarifexperte Ingolf Schumacher.

So groß wie die Wut ist auch die Hoffnung, dass der erste Pilotenstreik in der Geschichte Ryanairs echte Veränderungen bringt. Tatsächlich sind gute Piloten europaweit Mangelware. Da viele Fluggesellschaften deutlich bessere Bedingungen bieten als der Billigflieger, suchen sich viele einen Job bei anderen Gesellschaften. Auf Kritik stößt vor allem der hohe Anteil von Leiharbeitern. Nach irischem Recht gibt es hierbei jedoch kein Problem.

Ryanair lehnt bisher Verhandlungen mit den Gewerkschaften ab. Auf Anfrage erklärte der Sprecher der irischen Gesellschaft, Robin Kiely, dass die Firma bisher keine „Mitteilung über eine Aufnahme von Streiks seitens ihrer deutschen Piloten erhalten“ habe. Man nehme an, dass es sich eher um eine PR-Aktion der „Lufthansa Pilotengewerkschaft VC“ handele.

Die Fluggesellschaft gibt sich unnachgiebig: „Falls es zu derlei Aktivitäten kommen sollte, verhandelt Ryanair ausschließlich direkt und wird weder mit der ‚Lufthansa Pilotengewerkschaft VC‘ verhandeln noch diese anerkennen, unabhängig davon, welche Maßnahmen – falls überhaupt welche – stattfinden“, erklärte Kiely.

Ilja Schulz, Präsident der Vereinigung Cockpit, gibt sich dennoch kämpferisch. „Wir geben Ryanair eine letzte Gelegenheit, Streiks in Deutschland abzuwenden“, sagte er.

Mit ihrem Protest sind die Piloten nicht allein. Auch die deutsche Kabinengewerkschaft Ufo will mit Ryanair über einen nationalen Tarifvertrag ver­handeln. Bleibt es bei der Haltung des Billigfliegers, droht auch vom Bordpersonal Widerstand.