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: Oben hat mandie Sonne für sich

Die Berliner Füchse stehen nach 15 Spielen auf Platz 1der Handball-Bundesliga

„Es wäre toll, in meiner letzten Saison Meister zu werden“

Torhüter Petr Stochl

„Spitzenreiter, Spitzenreiter“, schallte es am Sonntagnachmittag durch die Max-Schmeling-Halle. Nach dem 29:24-Erfolg über Wetzlar haben die Füchse Berlin in der Handball-Bundesliga die Tabellenführung wieder übernommen.

„Das ist natürlich ein besonderes Gefühl und hilft der Stimmung“, freute sich Abwehrchef Jakov Gojun. Für die Berliner ist das Gefühl völlig neu. Denn so gut standen sie nach 15 Spielen noch nie da. Manager Bob Hanning hat Gefallen daran gefunden. „Ich finde von oben zu gucken gar nicht schlecht, da hat man die Sonne exklusiv für sich“, sagt er. Der Höhenflug der Füchse ist eine Überraschung, haben die Berliner doch Teams wie Flensburg oder Meister Rhein-Neckar Löwen, die über einen doppelt so hohen Etat verfügen, hinter sich gelassen. „Wir spielen bisher eine wirklich gute Saison“, findet deshalb Hanning.

Unter Trainer Velimir Petkovic hat das Team wieder eine klare Struktur bekommen und sich auf einem hohen Level stabilisiert. Aber beim Hauptstadt-Klub weiß man, dass es sich nur um eine Momentaufnahme handelt. Niemand schneidet sich die Tabelle aus und hängt sie sich daheim an die Wand. „Die Liga ist so eng und viele Stolpersteine kommen noch auf uns zu“, warnt Nationalspieler Paul Drux. Vom Thema Meisterschaft will man deshalb vorerst nichts wissen. „ Wir denken gar nicht daran, das ist noch weit weg“, sagt Kapitän Petr Stochl. Gojun ergänzt: „Wir schauen nur von Spiel zu Spiel.“

So schön der momentane Erfolg der Berliner auch ist, im kommenden Jahr müssen sie schmerzliche Veränderungen vornehmen. Dann beendet Torhüter Petr Stochl seine Karriere. Als er gegen Wetzlar in der zweiten Halbzeit eingewechselt wurde, zeigte er mit einigen starken Paraden, warum er für die Füchse auch mit 41 Jahren noch sehr wertvoll ist. „Solange ich nach Paraden immer wieder aufstehen kann, ist alles gut“, sagt er schmunzelnd. Einen Traum hat er aber noch. „Es wäre toll, in meiner letzten Saison Meister zu werden. Aber das ist momentan nur Theorie“, erzählt er.

Neben dem Tschechen verlassen noch zwei weitere Leistungsträger den Verein. Nationalspieler Steffen Fäth wechselt zu den Rhein-Neckar Löwen und Spielmacher Petar Nenadic zieht es zum ungarischen Champions-League-Teilnehmer Veszprem. Spätestens im Sommer, ein Wechsel im Februar aber „ist auch nicht ausgeschlossen“, so Hanning. Es muss Ersatz her. Deshalb wird seit Wochen hinter den Kulissen gewerkelt. Aus Gummersbach kommt im Sommer Nationalspieler Simon Ernst für die Spielmacherposition. Aus Zagreb sollte im Januar der kroatische Nationalspieler Stipe Mandalinic kommen. „Gegen einen Extra-Obolus“ (Hanning) wurde dieser Transfer aber nun schon vorgezogen.

Gegen Wetzlar gab der kroatische Nationalspieler in den letzten Minuten sein Debüt im Füchse-Trikot. Ein Treffer gelang ihm aber noch nicht. Nach Jakov Gojun und den Rückraumspielern Marko Kopljar und Drago Vukovic ist Mandalinic bereits der vierte Kroate im Team. „Wir sind ganz gut gefahren mit dem Weg der Blockbildung“, begründet das Hanning. Die Mandalinic-Verpflichtung ist vor allem ein Griff in die Zukunft. In den nächsten Wochen kann der 25-Jährige sich an die Abläufe im Team gewöhnen. „Wichtig, dass er schon jetzt gekommen ist. Wenn er dann nach der Europameisterschaft im Januar zurückkommt, ist er kein neuer Spieler mehr“, freut sich Petkovic.

Bis Donnerstag werden Mandalinic und seine Frau Zeit haben, sich um eine Wohnung zu kümmern. Petkovic hat seinem Team nach dem Wetzlar-Sieg drei Tage frei gegeben. Nach vier Spielen in zehn Tagen „sollen sie sich mal richtig erholen“, meint er. Und die Berliner werden das brauchen. Bis Weihnachten geht es noch mit Melsungen, Rhein-Neckar Löwen und Magdeburg gegen direkte Konkurrenten. „Diese Aufgaben müssen wir erst einmal meistern“, sagt Drux. Wenn die Füchse nach diesen Spielen immer noch mit dabei sind, „dann kannst du tatsächlich oben angreifen“, glaubt Hanning. Nicolas Sowa