Weinprobe
Michael Pöppl
: Von grünen Hügeln, Meer und Wind

Griechischer Wein – da fängt man sofort an zu summen. Aber hier geht es nicht um den Schlager aus den Siebzigern, sondern um die sehr guten Produkte, die die Weinberge zwischen dem Pindos-Gebirge im Norden und den Inseln im Mittelmeer hervorbringen. Haben Sie denn schon mal von Assyrtiko, Malagouzia, Vlachiko oder Xinomavro gehört? Das sind nur ein paar der 300 autochthonen Rebsorten, aus denen eine neue Generation griechischer Winzer feine Weine macht, die man hierzulande kaum kennt.

Spezialist für diese Weine ist Christos Tziolis, der seit 20 Jahren einen kleinen Weinladen nahe der Luisenkirche in Charlottenburg betreibt. Er selbst stammt aus einer Winzerfamilie in Mittelgriechenland: „Schon mein Urgroßvater hatte Weinberge, wir Kinder sind sozusagen zwischen dem Wein aufgewachsen“, erzählt Tziolis. Die Weine seiner Heimat würden von ganz unterschiedlichen Böden wie Lehm, Granit oder Vulkangestein profitieren, erzählt er, so verschieden wie die Landschaften seien auch die Anbaugebiete, denn es herrschen ganz unterschiedliche klimatische Bedingungen – von den zahlreichen Inseln im Mittelmeer bis hoch in bergige 1.000-Meter-Höhe. Er legt immensen Wert auf die Authentizität seiner Weine, alle Winzer, die er in seinem Sortiment hat, hat er auch vor Ort besucht.

„Nach dem Ende der Militärdiktatur kam Ende der Siebziger Jahre ein neues Weingesetz heraus“, erzählt Tziolis, „bis dahin gab es nur vier große Kellereien im Land, die Massenweine produzierten.“ Die neue Generation Weinbauern belebte traditionelle Anbau- und Ausbaumethoden ihrer Heimat wieder, die Söhne und Töchter brachten vom Önologie-Studium in Italien, Frankreich oder Deutschland neue Methoden sowie internationale Rebsorten wie Chardonnay, Sauvignon Blanc oder Merlot mit. Auch fast vergessene Rebsorten wie zum Beispiel der Malagouzia wurden zu Ende der Siebzigerjahre neu entdeckt, alte Weinstöcke dienten im Lauf der Jahre dazu, die Reben wieder nutzbar zu machen. Zum Studium kam Tziolis nach Berlin, er belegte Chemie und Lebensmitteltechnologie als Fächer, abgeschlossen habe er das Studium allerdings nie, sagt er. Er beobachtete damals die Entwicklung der griechischen Weinszene, und beschloss seinen eigenen Laden mit Qualitätsweinen aufzumachen. Heute beliefert er auch die gehobene Gastronomie mit seinen Weinen, nicht nur griechische Restaurants zählen zu den Kunden. Auch Öle, Oliven, Honig und andere Delikatessen gehören zum Sortiment.

Aus den Trauben vom erwähnten Malagouzia und aus Assyrtiko wird die erste Empfehlung von Christos Tziolis gepresst: der Sillogi vom Weingut Moriatis von der Insel Paros. Der trockene Weißwein liegt morgensonnengelb im Glas, riecht nach Frühlingsblüten und Aprikosen. Auf der Zunge überrascht er durch einen intensiven mineralischen Ton, der sich aber, gestützt von einer feinen Säure, angenehm mit den Fruchtnoten von grünem Apfel, Zitrus und Aprikose verbindet und eher an einen Chardonnay erinnert. Ein schöner Wein zu gegrilltem Fisch, aber auch zu intensiveren Vorspeisen wie eingelegten Oliven, Anchovis oder zu würzigem Käse passt. Der zweite Wein, den Tziolis empfiehlt, stammt aus dem Nemea-Weingebiet auf der westlichen Peloponnes vom Weingut Avialis. Er ist aus biologisch angebauten Agiorgitiko-Trauben gekeltert, einer der vermutlich ältesten Rebsorten der Welt, die in Höhen bis zu 800 Metern wachsen. Der Wein ist ungefiltert und lagert zwölf Monate im Eichenfass. Der Nemea Aivalis leuchtet im Glas in tiefdunklem Rot und duftet nach Waldbeeren und Sauerkirschen, nur ein Hauch Eiche ist zu riechen, sehr angenehm. Auch der Mund freut sich über die intensiven Beerenaromen, animalisches, dennoch ausgewogenes Tannin und eine harmonische Säure. Der kann auch mit einem kräftigen Lammbraten mit viel Knoblauch mithalten.

Cava:Schustehrusstr.20 (Ecke Gierkezeile), Berlin-Charlottenburg, Mo.-Fr. 11–19 Uhr, Sa. 10–16 Uhr. www.cava-griechischerwein.de

Angebot für taz-Leser:Bei Abnahme einer Kiste mit 12 Flaschen vom weißen Moriatis Sillogi 2016 (8,30 Euro) oder vom roten Nemea Aivalis 2015 (10,80 Euro) zahlen Sie nur 11 Flaschen