Air Berlin ist zerschlagen

Easyjet kauft Anteile für 40 Millionen Euro und wird so zur größten Fluggesellschaft in Berlin. Die Lufthansa-Tochter Eurowings berichtet von 300 Bewerbungen von Air-Berlin-Piloten

BERLIN reuters | Der britische Billigflieger Easyjet übernimmt für 40 Mil­lionen Euro Teile des Betriebs der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin. Damit ist die Thomas-Cook-Tochter Condor im Rennen um die letzten Unternehmensanteile leer ausgegangen. Erst kurz zuvor war die letzte Maschine mit Air-Berlin-Kennung in Berlin-Tegel gelandet. Easyjet wird nun für 1.000 Mitarbeiter in Berlin Stellen ausschreiben.

Vor rund zwei Wochen war sich die zweitgrößte deutsche Airline bereits mit der Lufthansa über den Kauf von mehreren Unternehmensteilen einig. Die Techniksparte wie auch die Air-Berlin-Frachttochter Leisure Cargo fanden in einer Bietergemeinschaft der Berliner Zeitfracht-Gruppe mit der Wartungsfirma Nayak einen neuen Eigentümer. Easyjet stärkt mit dem Zukauf sein Standbein in Deutschland. Damit steige Easyjet zur größten Airline in der Hauptstadt auf, teilte der zweitgrößte europäische Billigflieger nach Ryanair mit. Die Briten leasen im Rahmen des Anteilskaufs von Air Berlin bis zu 25 A320-Flugzeuge und erwerben Slots, also die Zeitfenster für Abflüge und Landungen. Mit der Freigabe durch die Behörden rechnet Easyjet für Dezember. In der Wintersaison würden bereits Flüge ab Berlin-Tegel angeboten. Ab Sommer will Easyjet dann alle Möglichkeiten aus dem Anteilskauf nutzen.

Air Berlin beschäftigte zum Zeitpunkt der Insolvenz im Sommer etwa 8.000 Mitarbeiter, von denen viele mit dem Aus für ihren Arbeitgeber einer unsicheren Zukunft entgegensehen. Lufthansa übernimmt die Töchter Niki und LGW und damit auch 1.700 Air-Berlin-Mitarbeiter. Vom Technikpersonal gehen 300 Leute zur Berliner Zeitfracht. Zudem können sich Beschäftigte um 1.300 neue Stellen bei der Lufthansa-Tochter Eurowings sowie 1.000 neue Jobs bei Easyjet bewerben. Für die rund 1.200 Beschäftigten des Bodenpersonals und für 550 Technikmitarbeiter soll es eine Auffanglösung geben, die Air Berlin selbst und der Berliner Senat finanzieren wollen. Eurowings widersprach der Darstellung, bisher hätten sich relativ wenige Air-Berlin-Mitarbeiter bei ihr gemeldet. Für die 400 ausgeschriebenen Pilotenstellen gebe es 1.100 Bewerbungen, davon 300 von Air-Berlin-Piloten, teilte ein Unternehmenssprecher mit. Zudem hätten sich 450 Flugbegleiter von Air Berlin beworben. Hier wie bei den Piloten sei die Tendenz steigend. Bislang hätten mehr als 300 Air-Berlin-Crewmitglieder eine Einstellungszusage erhalten.

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