Mehr als jedes dritte Kind ist arm

Über 36 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Bremerhaven erhalten Sozialleistungen. Das ist bundesweit die zweithöchste Quote

Bremerhaven bekleidet mit 36,1 Prozent bundesweit den zweithöchsten Anteil an Kindern, deren Eltern Hartz-IV-Leistungen beziehen. Das hat das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung am Mittwoch mitgeteilt. Die höchste SGB-II-Quote unter Minderjährigen weist Gelsenkirchen mit 41 Prozent auf.

Insgesamt hat laut der Studie mit 14,6 Prozent der Anteil der armen Kinder in Deutschland einen neuen Höchststand erreicht.

Nach einer Auswertung von Daten der Bundesagentur für Arbeit vom Juni ist der Anstieg der Quote eine Folge der Zuwanderung vor allem von Flüchtlingen seit dem Jahr 2012, wie der WSI-Sozialexperte Eric Seils erläuterte.

Zunächst habe sich dies in einem Anstieg der Fallzahlen beim Asylbewerberleistungsgesetz bemerkbar gemacht, da Flüchtlinge in der Regel in den ersten 15 Monaten keinen Anspruch auf Hartz IV haben. Mit einer Verzögerung sei es dann zu einer starken Zunahme der Zahl ausländischer Kinder im SGB-II-System gekommen. Die Zahl der Kinder mit deutscher Staatsangehörigkeit in SGB-II-Haushalten sei dagegen seit Dezember 2011 um über 120.000 gesunken.

Bremens Landesdiakoniepastor Manfred Meyer sagte, um etwas gegen die Armut der Kinder zu tun, müsse auch etwas gegen die Armut der Eltern unternommen werden. Die Diakonie plädiert für eine Neuausrichtung der Unterstützungsleistungen. Das Versorgungssystem aus Kindergeld, -freibeträgen und -zuschlägen sowie den Hartz-IV-Regelsätzen sollte Meyer zufolge durch eine Kindergrundsicherung in Höhe von 573 Euro pro Kind und Monat ersetzt werden. (epd/taz)