Iraks Armee rückt in Kirkuk ein

Regierungschef al-Abadi bringt die Ölstadt unter seine Kontrolle

Aus Erbil Inga Rogg

Nach dem Vormarsch irakische Truppen auf Gebiete unter kurdischer Kontrolle sind regierungstreue Kräfte am Montag auch in die Stadt Kirkuk eingerückt. Anti-Terror-Einheiten hätten das Gebäude der Provinzregierung unter Kontrolle gebracht, hieß es am Montag laut einem Bericht von dpa aus lokalen Sicherheitskreisen. Nach Angaben eines hohen Polizeioffiziers nahmen die Regierungskräfte auch den Militärflughafen von Kirkuk ein.

Truppen der irakischen Armee, der Anti-Terror-Einheit und der Bundespolizei waren in der Nacht von Sonntag auf Montag auf die von Kurden kontrollierte Stadt vorgerückt. Ministerpräsident Haider al-Abadi habe die irakischen Sicherheitskräfte angewiesen, Konfrontationen mit den Peschmerga zu vermeiden und die Zivilbevölkerung zu schützen.

Die Kurden hatten Kirkuk und zahlreiche umliegenden Gebiete nach dem Vormarsch des „Islamischen Staats“ (IS) im Sommer 2014 unter ihre Kontrolle gebracht. Darunter auch die Ölfelder, die rund ein Drittel der irakischen Ölexporte ausmachen. Bis dahin unterstanden die Ölanlagen sowie die große Militärbasis K1 westlich der Stadt der Regierung in Bagdad. Doch seit dem Unabhängigkeitsreferendum Ende September, das die Kurden auch in der umstrittenen Provinz abhielten, sind die Spannungen zwischen Bagdad und der kurdischen Regionalregierung in Erbil gestiegen.

Regionalpräsident Masud Barzani hielt vor der Abstimmung eine flammende Rede in der Stadt, in der er erklärte, die Kurden würden mit ihrem Leben für Kirkuk kämpfen. Damit brachte er selbst besonnene Geister unter den Arabern, aber auch der zahlreichen Turkmenen gegen die Kurden auf.

So forderten die mächtigen schiitischen Milizen von al-Abadi eine härtere Gangart. Versuche, den Konflikt beizulegen, scheiterten während des vergangenen Wochenendes an der harten Haltung von Teilen der Kurden. Südlich von Kirkuk sei es zu Kämpfen zwischen Peschmerga und und schiitischen Milizen gekommen, berichteten kurdische Medien aus dem Umfeld von Barzani. Nach Angaben irakischer Kommandanten kooperieren zumindest Teile der Peschmerga mit den Truppen. Dabei handelt es sich um Fraktionen der in Kirkuk starken Patriotischen Union Kurdistans (PUK). Teile der Partei, unter ihnen Veteranen mit Tausenden von Peschmerga unter ihrem Kommando, haben sich jedoch hinter die harte Linie von Barzani gestellt.