das portrait
: Arfst Wagnersorgt sich um die soziale Reputation der Grünen

Kommt von Föhr und sitzt für Nordfriesland im Kieler Landtag: Arfst Wagner, 63 Foto: dpa

Er will Parteichef bleiben. Arfst Wagner ist das nämlich schon, seit 2015, was außerhalb der schleswig-holsteinischen Grünen gar nicht mal so viele wissen. Bislang segelte er, was das Amt anging, ein wenig im Windschatten seiner resoluten Amtskollegin Ruth Kastner, die nun, nach erfolgreich verhandelter Jamaika-Koalition, mit 66 Jahren in den politischen Ruhestand geht.

Wagner kommt so gar nicht chefig daher. Mit seinen verbeulten Jacketts und der nach hinten geworfenen Silbertolle wirkt der 63-Jährige eher wie ein Künstler, allemal jedenfalls wie der Freigeist, der er ist. Der Schriftsteller, An­throposoph und Waldorf-Lehrer ist ein Mann des Dialogs, spricht oft leise und viel mit den Händen. Er kann aber gehörig aufdrehen, wenn es um sein Herzensthema geht: das bedingungslose Grundeinkommen.

Dann kann aus dem Dialog schnell ein Monolog werden, dann steigert er sich hinein in leidenschaftliche Wortkaskaden, dann würde er am liebsten all das ausbreiten, was er aus ungezählten Tagungen und fraktionsübergreifenden Gesprächen aus seiner Zeit im Bundestag weiß. Er kann jedes Argument kontern. Wobei er nicht „kontern“ sagen würde. Lieber nämlich nimmt er wie im Tai Chi die Kraft des Gegners auf und lenkt sie, mit einem sachten Eingriff, in eine andere Richtung. Wahrscheinlich hat er den Prüfauftrag zum Grundeinkommen so auch in den Koalitionsvertrag bugsiert.

Im taz Salon hat er kürzlich den Kernsatz lieber zitiert, sicherheitshalber: „Arbeitslosigkeit ist ein Segen“, habe der Chef der Drogeriekette DM, Götz Werner, gesagt. Die Aufgabe der Wirtschaft sei es, den Menschen von der Arbeit zu befreien. „Das darf ich nicht alleine sagen, dann bin ich meinen Job los.“ Und den will er ja behalten. Als Vertreter des linken Flügels, der, wie er in der Bewerbung schreibt, „soziale Reputation“ für die Grünen zurückerobern will.

Sein durchaus ernst zu nehmender Konkurrent ist am Samstag der erst 28-Jährige Kieler Steffen Regis. Der könnte vom Abglanz seines Chefs profitieren: Er ist persönlicher Referent von Umweltminister Robert Habeck. (jank)