Im Mittelpunkt der Arbeitnehmer

ERWACHSENENBILDUNG Das Göttinger Bildungswerk Ver.di behauptet sich mit innovativen Angeboten auf dem Bildungsmarkt. Auch Betriebsratsschulungen stehen im Programm

Ziel ist, zur eigenen Interessenvertretung und zur politisch-gesellschaftlichen Teilhabe zu befähigen

VON REIMAR PAUL

Erwachsenenbildung ist in Niedersachsen gesetzlich geordnet. Mit dieser Aufgabe wurden im Jahr 1970 neben Volkshochschulen und Heimvolkshochschulen auch landesweite Bildungswerke von Kirchen, Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden betraut. Mehrmals reformiert, ist das Niedersächsische Erwachsenenbildungsgesetz (NEBG) bis heute in Kraft. Auf sieben Anbieter werden die geringer als früher sprudelnden öffentlichen Zuschüsse verteilt.

Einer davon ist das aus dem Bildungswerk der Deutschen Angestelltengewerkschaft (DAG) hervorgegangene Bildungswerk Ver.di. Mit einer Zentrale in Göttingen und „Filialen“ in sechs Regionen ist es in Niedersachsen flächendeckend vertreten. Die Fördermittel des Landes bilden aber nur eine Basisfinanzierung, der Rest muss selbst erwirtschaftet werden. „Das heißt, unsere Angebote kosten, aber dafür bieten wir qualitativ Hochwertiges“, sagt Leiter Jochen Kampmeier.

Die Kurse stehen allen offen, nicht nur Gewerkschaftsmitgliedern. Im Mittelpunkt steht die Qualifizierung von Arbeitnehmern. Im Sinne einer emanzipatorischen Bildungsarbeit ist es das Ziel, die Teilnehmenden zur eigenen Interessenvertretung und zur politisch-gesellschaftlichen Teilhabe zu befähigen. „Dies gilt nicht nur für die betriebliche Vertretungsarbeit, sondern auch für die persönliche Entwicklung“, betont Kampmeier.

Die Göttinger Bildungswerker haben Betriebs- und Personalratsschulungen im Programm und als zweiten Schwerpunkt Angebote zur berufsbegleitenden Weiterbildung entwickelt.

Ein Beispiel ist die Qualifizierung zu so genannten „Profilpass“-Beratern. So heißt eine Ergänzung zu formalen Qualifikationsnachweisen durch Zeugnisse. Der Pass beschreibt vor allem die persönlichen Fähigkeiten und informell erworbenen fachlichen und sozialen Kompetenzen etwa eines Arbeitsuchenden. Er macht Stärken und Schwächen bewusst, bildet den individuellen und beruflichen Lebensweg ab und ist so eine gute Grundlage für Bewerbungen. „Wir bilden Berater aus, die mit Interessierten den Profilpass erarbeiten“, erläutert Kampmeier. Das innovative Angebot gibt es seit einem halben Jahr. Zur Pass-Ausbildung kommen Berater, die in der Jugendhilfe oder in Arbeitslosenzentren tätig sind.

Professionelle Berater können sich bei den Göttingern auch im „Counseling“ weiterbilden. Das Studium vermittelt in elf Einheiten fachliche, methodische, soziale und persönliche Kompetenzen. Dabei gehe es auch „um Auseinandersetzung mit der eigenen Beraterpersönlichkeit“, sagt Kampmeier. Methoden dieses Studiums sind unter anderem Gruppenarbeit, diverse Übungen und Rollenspiele und ein Kolloquium.

Kurz, kompakt und anwendungsorientiert ist die Ausbildung in „Methodischer Gruppen-Moderation“, die das Bildungswerk seit 2008 anbietet. Darin erlernen die Teilnehmenden Werkzeuge und Methoden, die in der Teamentwicklung oder für die Planung und Umsetzung von Projekten eingesetzt werden können. „Ziel der Moderation ist es, alle Beteiligten einzubeziehen“, sagt die pädagogische Mitarbeiterin Claudia Schippmann. Durch die entstehende größere Akzeptanz könnten Ergebnisse „besser umgesetzt werden“.

Programm: www.bw-verdi.de