SPRACHRÄUME

Das neue Traumpaar des Theaters steht auch in dieser neuen Produktion zusammen auf und hinter der Bühne und arbeitet sich am rosafarbenen gesellschaftlichen Kitt der Liebe und der Möglichkeit, mehr als die eigene kleine Existenz in den Blick zu kriegen, ab. Die Rede ist von René Pollesch, der sich im Stück „Neues vom Dauerzustand“ in seinen bekannten harten und schnell getakteten Wortsalven dieses romantischen Gefühls annimmt und Sophie Rois, die an der Seite dreier weiterer Schauspielerinnen und im weißen langen Kleid gegen eine morbide und kitschige Landschaft mit heiserer Stimme anbrüllt. Gängige Floskeln der Liebe werden weiter abgenutzt und das große Gefühl in den Kanon kapitalistischer Austauschbeziehungen eingereiht. Di, 6. 11. + Mi, 14. 11., jeweils 20 Uhr, Schauspielhaus, Kirchenallee 39

Es gibt Situationen, die sich förderlich auf ein Geständnis auswirken. Eines, das nur erzählt und weniger um Schuldenerlass fleht. Hierfür braucht es nicht den abgedunkelten und beklemmenden Ort des Beichtstuhls samt kirchlichem Überbau. Ebenso gut und zuweilen geeigneter für die eigennützigen Motive löst das nahende Ende eines Menschen seine Zunge und bringt verschüttete Geschichten oder Eingeständnisse ans Tageslicht. Im Stück „Das letzte Lied“, auf die Bühne gebracht von der Gruppe Meyer und Kowski, dreht sich alles um letzte Beichten. Zwei davon spielt Jeff Zach, bringt zum einen die letzten Töne eines Mörders am Abend vor seiner Hinrichtung auf die Bühne, der sich mit einem verzerrten Konzert verabschiedet. Zum anderen die Geschichte eines alten Musikers, der als Begräbnisviolinist nicht alle Bilder mit ins Grab nehmen will. Sa, 3.11., 20.15 Uhr, Lichthof Theater, Mendelssohnstraße 15b

Fragen nach Zugehörigkeiten, familiären Stricken und eigenen Lebensentwürfen umkreisen die drei Figuren im Kammerspiel „Match“, das nach einem Text von Stephen Belber, übersetzt und in der Inszenierung von Harald Clemen, eine verworrene Konstellation beleuchtet. Ein junges Paar besucht unter dem Vorwand eines Interviews im Rahmen einer Doktorarbeit einen 60-jährigen Tänzer, der mittlerweile an der renommierten New Yorker Balettschule unterrichtet. Der Vorwand aber wird schnell durchschaut, immer mehr gewinnt dann die Jahreszahl 1968 an Bedeutung. Für die eine Figur zählt sie das Geburtsjahr, für die zweite zeichnet sie die Zeit des Aufbruchs und für die dritte Person steht sie für die Schwierigkeiten des Verstehens. Wer, wie und wo zu und mit wem passt, schält sich in diesem Psychodrama in kleinen Schritten heraus. Sa, 3. 11., 20 Uhr + So, 4. 11., 19 Uhr, Hamburger Kammerspiele, Hartungstraße 9-11KENDRA ECKHORST