Bei Thyssen brennt die Hütte

ARBEIT Protest gegen Stahlfusion: Laut IG Metall 7.000 Teilnehmer bei Demonstration in Bochum

BOCHUM rtr | „Ich fühle mich beschissen, betrogen, aber trotzdem kämpferisch“ – ganz schön drastisch wurde nicht nur Thyssenkrupp-Stahlbetriebsratschef Günter Back, als er am Freitag seinen Ärger über die geplante Fusion mit Tata Steel Luft machte. Rund 7.000 Stahlkocher hörten in Bochum zwei Tage vor der Bundestagswahl auch von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) derbe Worte. Sie warnte Thyssenkrupp-Chef Heinrich Hiesinger, einen Zusammenschluss „um jeden Preis darf es nicht geben“. Es gehe um die Zukunft der deutschen Stahlindustrie. „Es geht, verdammte Kacke nochmal, um alles“, sagte Nahles.

Hiesinger will die Stahlsparte mit der des Konkurrenten Tata Steel zusammenlegen und damit in Europa die Nummer zwei nach ArcelorMittal schmieden. IG Metall und Betriebsräte befürchten weniger Jobs und die Schließung von Standorten, darunter auch Bochum. „Wir wollen Garantien für alle Beschäftigten und Standorte“, forderte auch der Vize-Aufsichtsratschef von Thyssenkrupp Steel Europe und frühere IG Metall-Boss, Detlef Wetzel. Er sei nach ersten Gesprächen mit Hiesinger nicht allzu optimistisch. Schon jetzt sei klar, dass insgesamt bis zu 4.000 Jobs gestrichen werden sollen. Dabei werde es aber wohl nicht bleiben. „2020 – da soll es richtig losgehen“, sagte Wetzel.

Arbeitsplätze und Standorte in Deutschland müssten gesichert werden, sagte Nahles. „Ohne Garantien wird es keine Zustimmung der Arbeitnehmer im Aufsichtsrat geben“. Thyssenkrupp wolle mit den Plänen für eine Holding des Joint Ventures mit Sitz in den Niederlanden lediglich Steuern sparen und die Mitbestimmung aushebeln. Der Firmensitz müsse in Deutschland bleiben.