Demo gegen Atomkraft

Friedlich Hunderte fordern in Lingen sofortigen Ausstieg

Mehrere hundert Menschen haben am Samstag in Lingen (Kreis Emsland) für einen sofortigen und umfassenden Atomausstieg demonstriert. An dem friedlichen Protestzug beteiligten sich dem Sprecher des Bundesverbandes Bürgerinitiativen Umweltschutz, Udo Buchholz, zufolge mehr als 500 Menschen. Die Polizei zählte rund 300 Teilnehmer. Die Demonstration sei „durchweg friedlich“ verlaufen, teilte die Polizei mit.

Die Bundesregierung und die Landesregierungen in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen müssten handeln und Brennelemente-Exporte an belgische und französische Atomkraftwerke (AKW) stoppen, forderten die Organisatoren der Aktion, zu der 70 Initiativen und Verbände aufgerufen hatten. Eine weitere Forderung der Atomkraft-Gegner ist die sofortige Stilllegung des AKW Lingen 2 und der Urananreicherungsanlage im nordrhein-westfälischen Gronau, die zu 90 Prozent für den Weltmarkt produziere.

In mehreren Redebeiträgen sei vor allem kritisiert worden, dass trotz des offiziell verkündeten Atomausstiegs die Fabriken zur Aufarbeitung des atomaren Brennstoffs in Lingen und dem westfälischen Gronau unbefristet weiterarbeiten dürften, sagte Buchholz. Die Brennelementefabrik in Lingen sei „ein Drehkreuz der internationalen Atomindustrie.“ Radioaktives, giftiges Uran werde aus Afrika und Russland importiert, frische Brennstäbe werden in alte, marode Atomkraftwerke exportiert. Auf der Lieferliste der Fabrik stünden neben anderen die Atomkraftwerke Doel und Tihange in Belgien – in diesen Reaktoren hatten Experten zahlreiche Risse festgestellt, sie gelten als besonders anfällig für Pannen.

Am Mittwoch macht Kanzlerin Merkel auf Wahlkampf-Tour Halt in Lingen. Auf dem Lingener Marktplatz wird laut Buchholz von 16 bis 19 Uhr eine Anti-AKW-Mahnwache stattfinden. (dpa/taz)