Evangelikale beim „Marsch des Lebens“: Busfahren für das Leben

Die Martini-Gemeinde mobilisiert für den „Marsch des Lebens“ in Berlin. Die Bremer CDU-Spitzenkandidatin Elisabeth Motschmann fährt nicht mit.

Elisabeth Motschmann von der CDU will nur Müttern und Schwangeren helfen Foto: dpa

BREMEN taz | Wenn am Samstag Abtreibungsgegner*innen in Berlin gegen das Selbstbestimmungsrecht von Frauen demonstrieren, dann wird auch eine Gruppe aus Bremen wie im vergangenen Jahr wieder dabei sein. Schon im März hatte die fundamentalistische Martini-Gemeinde in der Innenstadt in ihrem Gemeindebrief ihre Mitglieder dazu aufgerufen, sich für eine Busfahrt am 16. September anzumelden. „Wir als Christen sind aufgerufen, den ungeborenen Kindern eine Stimme zu geben und für ihr Recht auf Leben einzutreten“, schreibt Jürgen Fischer, Martinis Bauherr für Finanzen unter der Überschrift „Für ein Europa ohne Abtreibung und Euthanasie“.

Denn: „In jedem Jahr werden in Deutschland über 100.000 Kinder vor der Geburt getötet“, begründet Fischer sein Engagement. Und: „Alle fünf bis sechs Jahre löschen wir eine Großstadt wie Bremen aus.“ Wer das verhindern will, soll sich pünktlich um sechs Uhr morgens am Treffpunkt an der Martini-Kirche einfinden, dort beginnt die Bustour.

Nicht mit von der Partie ist die Bremer Bundestagsabgeordnete und CDU-Spitzenkandidatin Elisabeth Motschmann. Obwohl sie Mitglied ist im Stiftungsrat der Stiftung „Ja zum Leben“, die sich nach ihrem Selbstverständnis „für den Schutz des menschlichen Lebens und die Rechte ungeborener Kinder“ einsetzt, wie es auf der Stiftungshomepage heißt.

Auch den „Marsch des Lebens“ unterstützt die 1988 gegründete Stiftung. Nicht nur mit warmen Worten, sondern mit Geld. Abtreibungen lehnt sie grundsätzlich ab und suggeriert auf ihrer Homepage, dass ein großer Teil der Frauen, die eine Schwangerschaft abgebrochen haben, von dem Ereignis traumatisiert sind.

„Traurig um jedes Kind, das nicht geboren wird“

Elisabeth Motschmann sagt, dass es ihr bei ihrem Engagement für die Stiftung nur darum gehe, Mütter und Schwangere in Not zu unterstützen. Und: Sie sei „zwar traurig um jedes Kind, das nicht geboren wird“, aber anders als diejenigen, die den Marsch des Lebens ideell und finanziell unterstützen, will sie den Abtreibungsparagrafen 218 nicht verschärfen.

„Es gibt Situationen, die sind so aussichtslos, da geht es nicht anders“, sagt Motschmann, die mit dem früheren Pastor der Martini-Gemeinde verheiratet ist und in den 80er-Jahren bekannt war für ihre fundamentalistischen Positionen bezüglich Homosexualität und Gleichberechtigung. Mittlerweile fordert die ehemalige Anhängerin der Hausfrauen-Ehe allerdings Frauenquoten und Kindergartenplätze für Frauen, die arbeiten wollen.

Elisabeth Motschmann, CDU

„Es gibt Situationen, die sind so aussichtslos, da geht es nicht anders“

Motschmann führt noch einen weiteren Grund an, warum sie nicht beim Marsch des Lebens dabei sein will: „Ich gehe grundsätzlich nicht auf eine Veranstaltung, bei der die AfD dabei ist.“

Der Schweigemarsch durch Berlin ist keine AfD-Veranstaltung. Unterstützt wird er allerdings neben Motschmanns Stiftung und der Jungen Union auch von der Zivilen Koalition, einer von der erzkonservativen AfD-Europaabgeordneten Beatrix von Storch gegründeten Organisation.

Zu Gegendemonstrationen in Berlin rufen zwei Bündnisse verschiedener Gruppen, Parteien und Organisationen auf. Anders als in Vorjahren wurde in Bremen nicht dafür mobilisiert.

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