MEINUNGSSTARK
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Maßgeschneiderter Individualismus

betr.: „Wohin mit meiner Stimme?“ von Fatma Aydemir, taz vom 4. 9. 17

Sehr geehrte Frau Fatma Aydemir, ich musste bei Ihrem Artikel an Ihren Kollegen denken …war es Peter Unfried? Der bemängelte in einem Artikel die Unfähigkeit deutscher WählerInnen, sich für eine Partei zu entscheiden, die ihrem „maßgeschneiderten Individualismus“ gerecht würde.

Sie bestätigen mit ihrem Artikel diese These. Trotz überwältigender inhaltlicher Überschneidung schließen Sie aus, eine Partei zu wählen, nur weil eine Politikerin dieser Partei in einer emotional aufgeheizten Debatte etwas Falsches gesagt hat. Ich teile Ihre Ansicht, dass Sahra Wagenknecht beim Spagat zwischen einer feministischen Position und der klaren Distanzierung von fremdenfeindlichen Ressentiments versagt hat, als es um die Kölner Sylvesternacht ging. Deswegen eine ganze Partei für unwählbar zu erklären geht für mich zu weit. MELANIE POPPE, Berlin

Merkwürdig

betr.: „Wohin mit meiner Stimme?“, taz vom 4. 9. 17

Ich habe Fatma Aydemir in ihren Artikeln stets als kluge Schreiberin geschätzt. Um so enttäuschter bin ich von der Oberflächlichkeit ihres Artikels. Die Linke und die Grünen ausschließlich danach zu beurteilen, was Sahra Wagenknecht oder Boris Palmer über Flüchtlinge sagen, dann aber bei der FDP darüber hinwegzugehen, dass Lindner alle Mittelmeerflüchtlinge nach Libyen zurücktreiben will und Kubicki Abschiebungen nach Afghanistan fordert, das ist mindestens merkwürdig. Aydemir darf ja Lindner unübertroffen fotogen finden und die FDP-Memes noch toller. Aber die FDP dafür zu loben, sie wolle den Datenschutz fördern, wo ihr zentraler Plakatspruch in merkwürdig verschrobenem Denglisch lautet „Digital first, Bedenken second“, das ist schon mutig. Und übrigens ist das Bafög für alle keineswegs nur eine Forderung der FDP. GERNOT FOLKERS, Schwerte

Herr K.

betr.: „Die eine Frage“, taz-Kolumne von Peter Unfried

In der taz.am wochenende erscheint auf Seite 2 unten regelmäßig ein Besinnungsaufsatz, in dem oft ein Kretschmann erwähnt wird. „Kretschmann verteidigt die europäische res publica.“ „Kretschmann bringt Nicht-Gleiche zusammen.“ „Jetzt muss Kretschmann aber mal.“ „Sich für Kretschmann interessieren.“ „Kretschmann schafft Experimentelles.“ „Kretschmann hat einen Vize.“ „Man vertraut Kretschmann.“ „Kretschmann war großer Sieger.“ „Kretschmann löst ab.“ Wer verbirgt sich hinter Kretschmann? Der General Hans von Kretschmann? Die Frauenrechtlerin Amalie von Kretschmann? Marcus Kretschmann von der CDU? Oder ist Kretschmann der Klarname des Landvermessers K., der in Kafkas Roman der Herrschaft zu Diensten sein möchte, aber von dieser nie als Landvermesser akzeptiert wird. Ich bitte um Aufklärung. THOMAS DAMRAU, Böblingen