Tödlicher Regen von Südasien bis Westafrika

Katastrophen Rund um den Globus versinkt der Tropengürtel im Wasser. Indiens Monsun hat schon über 1.300 Tote gefordert. Bangladesch rechnet mit den größten Überschwemmungen seit 40 Jahren. Sogar im Wüstenland Niger sterben Dutzende im Regen

Berufsverkehr in Mumbai, Indien, Dienstag Foto: Andrade/reuters

Nicht nur in den US-Bundesstaaten Texas und Louisiana, auch in zahlreichen anderen tropischen Gebieten der Welt kommt es derzeit zu Starkregen mit Überschwemmungen und vielen Toten. Ein Überblick:

Indien: Die 20-Millionen-Stadt Mumbai erholte sich am Mittwoch allmählich von den Regenfällen, die weite Teile der Megastadt zuvor spektakulär unter Wasser gesetzt hatten. Es regnete zwar weiter heftig, aber etwas weniger stark als am Vortag. Der Verkehr ist nach wie vor zusammengebrochen. Während in Mumbai selbst nur fünf Tote bestätigt sind, hat der schwerste Monsunregen in Indien seit über zehn Jahren landesweit bis Mittwoch nach Zusammenstellung unterschiedlicher Angaben über 1.300 Menschen das Leben gekostet. Am Dienstagabend war die Zahl der Todesfälle mit 719 beziffert worden, 514 davon im an Nepal angrenzenden bitterarmen Bundesstaat Bihar, 109 im Nachbarstaat Uttar Pradesh. Zahlreiche Tote gibt es auch in Assam im Nordosten. Über eine Million Menschen sind obdachlos geworden, 32 Millionen sind direkt von Regenschäden betroffen.

Pakistan: Die Provinzregierung des südlichen Bundesstaates Sindh, der an den Westen Indiens grenzt und in dem die 20-Millionen-Einwohner-Stadt Karatschi liegt, rief am Dienstag den Ausnahmezustand aus. Grund sind die schweren Regenfälle, die erwartet werden, wenn die Regenfront von Indien nach Südpakistan weiterzieht.

Nepal: Am Fuße des Himalaja hat der Monsun schwere Überschwemmungen in 35 der 75 Distrikte des Landes verursacht. Die Zahl der Toten stand am Dienstagabend bei 143.

Bangladesch: Hier sind die Monsun-Regenfälle derzeit am heftigsten und hier werden viele der Flutwasser aus Indien und Nepal erst noch erwartet. Die Behörden sprechen von den schlimmsten Fluten seit vier Jahrzehnten. Nach einem ersten amtlichen Lagebericht vom Montag stand zu diesem Zeitpunkt bereits rund ein Drittel des Landes unter Wasser, 640.000 Häuser und 9.000 Kilometer Straße waren zerstört und ein Damm war gebrochen. Die bestätigte Zahl von 140 Toten dürfte damals schon untertrieben und seitdem beträchtlich angestiegen sein. Auch tiefergelegene Teile der Hauptstadt Dhaka sollten überschwemmt werden.

Sierra Leone: Nach dem mehrtägigen Starkregen über der am Atlantik gelegenen Hauptstadt Freetown Mitte August sind bislang 1.300 Menschen tot geborgen worden oder werden weiterhin vermisst. Am vergangenen Wochenende führte erneuter schwerer Regen zu neuen Überschwemmungen.

Niger: Am Samstag setzte schwerer Regen ein, dessen Folgen bis Mittwoch in der Hauptstadt Niamey 16 Menschen töteten und landesweit 44. Die Fluten sind auch deshalb besonders heftig, weil es erst im Juli schwere Überschwemmungen mit 23 Toten gab. Normalerweise besteht Niger fast ausschließlich aus Wüste. Untersuchungen des britischen Centre for Ecology and Hydrology erlebt die Sahelzone gegenwärtig jedes Jahr durchschnittlich 80 schwere Stürme – vor 35 Jahren waren es nur zwanzig. Diese Stürme liefern 90 Prozent der Regenmassen in der Region.

Nigeria: In der 20-Millionen-Einwohnerstadt Lagos wird über den Abriss ganzer Stadtteile in Küstennähe diskutiert, nachdem diese im Juli zum wiederholten Maße durch Regen und Überschwemmungen unter Wasser gesetzt wurden und mindestens 20 Menschen starben. Eigentlich sind Stadtviertel wie Lekki Luxuswohngebiete, aber viele Einwohner schätzen es nicht, wenn in der Regenzeit Krokodile durch die Straßen und in die Häuser schwimmen. Aktuell erlebt Nigeria seine schwersten Regenfälle im Norden des Landes.

Villenbewohner schätzen es nicht, wenn Krokodile in die Häuser schwimmen

Kamerun: In einzelnen Berggebieten im Westen des Landes haben heftige Regenfälle seit Anfang August mehrere Zehntausend Häuser zerstört.

Sudan:Schwere Regenfälle zerstörten Anfang dieser Woche Hunderte Häuser in Dörfern der normalerweise trockenen Bundesstaaten Nord-Kordofan und Gezira. In der Vorwoche wurden mehrere Vertriebenenlager in Darfur von Regen und Überschwemmungen verwüstet. D.J.