Vereinsliebe
: Nicht veräppeln, sondern adeln

Liebe und Leidenschaft empfinden Fans und Spieler für ihren Verein. In der fußballfreien Zeit wollen wir davon erzählen.

Kulturschaffende demonstrieren gern Nähe zur kickenden Klasse. Um sich dabei einen subversiven Touch zu geben, fällt die Wahl oft auf Klubs, die noch nicht ganz im fiesen Geschäft aufgegangen zu sein scheinen, wie der FC St. Pauli oder der SC Freiburg.

Wer sich dagegen bei jedem Heimspiel zuverlässig auf seinen ganz normalen Sitzplatz Ost beim HSV setzt wie Olli Dittrich, zeigt vor allem eins: Vereinsliebe. „Ich kann mir kein sportliches Szenario vorstellen, das mich davon abhalten sollte, nicht mehr meinen Verein live zu unterstützen“, hat Dittrich mal gesagt.

Als kleiner Junge fuhr er in Eiseskälte mit der U-Bahn von Langenhorn zum Rothenbaum, um sich von Uwe Seeler ein Autogramm auf die Aral-Sammelkarte schreiben zu lassen. Als er endlich dran war, war der Kuli eingefroren, Seeler sagte: „Kauf dir mal ’nen richtigen Stift, Junge.“

Als Parodist hat Dittrich es mit dem HSV, dem eifrigsten Produzenten unfreiwilliger Komik in der Bundesliga, besonders schwer. Wie oft muss er gedacht haben: Das kann ich besser? Ditt­rich würde sich nie über seinen Verein erheben. Wenn er Protagonisten des HSV in seine Kunstwelt hineinholt, wie zum Beispiel Seeler oder Rafael van der Vaart in Dittsches Eimsbütteler Grillstube, dann veräppelt er sie nicht, sondern er adelt sie.