heute in Bremen
: „Mystische Welten schaffen“

Kunst Der vom Kultursenator bezahlte Kunst-Tunnel von Johann Büsen wird eingeweiht

Johann Büsen

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Jahrgang1984, ist Künstler und lebt in Bremen. Er hat an der Hochschule für Künste studiert und erhielt 2010 den Paula Modersohn-Becker Nachwuchspreis der Kunsthalle Worpswede.

taz: Herr Büsen, ich bin heute morgen durch den Tunnel gefahren und habe die vielen Details bestaunt, auf 500 Qua­dratmetern Wandfläche. Wieviel Arbeit steckt darin?

Johann Büsen: Ich habe sieben Monate am PC gearbeitet, also erst Themen und Motive in meinem Archiv recherchiert und sie dann zu einzelnen Geschichten und Handlungen zusammengebracht. Einen weiteren Monat habe ich damit verbracht, die Daten auf 200 Bahnen Papier auszudrucken, sie mit einem Spezialkleber an die Tunnelwände zu montieren und anschließend mit einem Speziallack gegen Feuchtigkeit und Witterung zu schützen.

Hilft der auch gegen Graffiti?

Nein, die Farbe, die für Graffiti verwendet wird, haftet auf allen Untergründen, die können Sie nicht abwaschen.

Sie haben gar nicht selbst gezeichnet? Es sieht aus wie ein Comic.

Ich zeichne auch, aber am Computer und in der Regel nach Vorlagen.

Welche?

Mich interessieren Tiere, Pflanzen, Politiker, Comics, Alltagsgegenstände, technische Objekte …

… also eigentlich alles.

Ja, ich finde vieles spannend. Mein Ziel ist es, mystische, surreale Welten zu schaffen. Die Motive sammle ich, einige scanne ich ein, andere lade ich herunter. Ich fotografiere selbst, arbeite aber auch mit Screen­shots, Computerspielen, Kinderzeichnungen … Was ich finde, bearbeite ich und übertrage es in meine Bildsprache. Nach einem Comic sieht es aus, weil ich mit Outlines arbeite …

… auf Deutsch: Umrisszeichnungen …

… und weil es fließende Übergänge zwischen den einzelnen Geschichten gibt.

Sie sagten mystische Welten. Der Tunnel hat etwas Unheimliches, auch weil man nicht einfach weggucken kann, sondern sich durch die Bildwelt bewegt.

Mich fasziniert das Facettenreiche, gruselige Elemente mit Skurrilem und Witzigem zu kombinieren. Es kann sein, dass es an einigen Stellen beängstigende Motive gibt, aber ich glaube nicht, dass der ganze Tunnel Angst macht. Da gibt es zum Beispiel einen bösen Drachen, aber neben ihm steht eine Frau im Kreis von Katzen, und sie hat ein Schwert hinter dem Rücken versteckt. Da kann man sich auch einen guten Ausgang der Geschichte vorstellen.

Das Werk nimmt mit seinem Titel „rabbit hole“ Bezug auf Alice im Wunderland, aber illustriert nicht den Roman, oder?

Nein, der Titel leitet sich daraus ab, dass der Tunnel mit seinen drei Ausgängen wie ein Kaninchenbau wirkt und Alice durch das Kaninchenloch in ein Wunderland gelangt. Intervieweib

Einweihungsfeier: 11 Uhr, Fußgängertunnel zwischen Weser und Wallanlagen, in Höhe der Kunsthalle