Harald Keller Der Wochenendkrimi
: Männer, die in Stiefeln sterben

Zu den Eigenarten des Se­rien­killer-Krimis gehört es, dass die Mörder den Ermittlern zeitweise voraus sind und die Polizei dumm aussehen lassen. Der US-Autor Craig Johnson bietet der Leserschaft ein anderes Modell. Sein Protagonist Walt Longmire ist der gewählte Sheriff im fiktiven Absaroka County. Kein Typ, der sich auf der Nase herumtanzen lässt.

Die Autoren John Coveny und Hunt Baldwin machten ihn zum Serienhelden – erst für den amerikanischen Sender A&E, danach für Netflix. Sie verjüngten ihn und schufen eine übergreifende Hintergrundgeschichte um den Mord an Longmires Ehefrau.

In der nun startenden vierten Staffel sucht er nach Vergeltung. Doch vorerst gibt es andere Dinge zu klären. In der Auftaktfolge trifft es Longmire (Robert Taylor) und Kollegen besonders hart. Ein früherer Deputy wird leblos auf einer Sandbank entdeckt. Freitod, so die allgemeine Ansicht. Nur Longmire sperrt sich. Voller Selbstvorwürfe, die erneut auch die Trauer über den Verlust seiner Frau wachrufen, wirft er sich in die Ermittlungen, gräbt sich buchstäblich durch das Flussbett, um Hinweise zu finden.

Ein Held wie aus dem Western Foto: Warner/RTL

Longmire erscheint als sturer alter Knochen. Smart­phones nutzt er nur widerwillig, Fingerabdrücke studiert er noch mit der Lupe statt mit dem Computer. Die Figur könnte aus einem Western stammen, doch die Konflikte sind von heute. Die Serienautoren schrecken vor brisanten Themen nicht zurück und erinnern beispielsweise kritisch an die Verbrechen an der indigenen Bevölkerung oder an die Internierung japanischstämmiger Bürger in den 40ern. „Longmire“ gibt sich old-fashioned, ist aber nicht restaurativ. Indiz: Longmires weiblicher Deputy (Katee Sackhoff) ist mindestens so taff wie ihr Chef und um einiges klüger. Und: Der knorrige Sheriff darf sogar weinen. Das wäre einem Gary Cooper nie passiert.

„Longmire“; Samstag, 22.50 Uhr, RTL Nitro, zwei Folgen